Das Schweizerische Bundesamt für Justiz (BJ) hat die Zürcher Kantonspolizei beauftragt, mehrere Fifa-Funktionäre zu verhaften. Heute Morgen früh wurde die Aktion durchgeführt – im Nobel-Hotel Baur au Lac in Zürich eskortierten Beamte in Zivil die Fussball-Offiziellen nach draussen. Jetzt sitzen sieben Fifa-Mitarbeiter in Auslieferungshaft. Sie sollen an die USA überstellt werden.
Der Auftrag für die Razzia kommt ursprünglich von US-Justizministerin Loretta Lynch (56). «Die Haftanordnung des BJ stützt sich auf Verhaftsersuchen der US-Behörden», heisst es in einer Medienmitteilung aus Bern. Am Abend MEZ tritt Lynch dann vor die Medien. Ihre Analyse der bisher vorliegenden Ermittlungergebnisse ist vernichtend für die Fifa: «Sie haben es immer und immer und immer wieder gemacht», sagt sie über die betrügerischen Fussballbosse. Die US-Behörden nennen die Machenschaften sogar «Weltcup des Betrugs».
Lynch ist erst seit April in US-Präsident Barack Obamas Regierung. Sie ist die erste schwarze Justizministerin und folgte auf Eric Holder, der das Amt seinerseit als erster schwarzer Mann innehatte.
Mit der Fifa kennt sich die Harvard-Anwältin bestens aus: Vor der Berufung in die Regierug war sie leitende Staatsanwältin im östlichen Gerichtsbezirk von New York (Brooklyn, Queens, Staten Island, Long Island). Dabei handelt es sich genau um den Bezirk, wo wegen Bestechung und anderer Vergehen gegen mehrere Fifa-Funktionäre ermittelt wird.
Der Fall sei der «bisher bedeutendste» für Lynch seit ihrem Amtsantritt in der Regierung, schreibt die US-Zeitung «New York Times» auf ihrer Internetseite. Bereits zuvor habe sie die Fifa-Ermittlungen als New Yorker Staatsanwältin beaufsichtigt.
Auslieferungsabkommen mit den USA
In den USA können Ausländer gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden, wenn der Fall mit dem Land in Verbindung steht. Dabei genügt es, wenn etwa für fragliche Transaktionen eine amerikanische Bank oder ein amerikanischer Internet-Provider benutzt wurde.
Das Schweizer BJ schreibt dazu: Die Straftaten seien gemäss «Verhaftsersuchen in den USA abgesprochen und vorbereitet worden; zudem sind Zahlungen über US-Banken abgewickelt worden.» Die Schweiz hat ein geltendes Auslieferungsabkommen mit den USA.
Die Kantonspolizei Zürich führe noch heute im Auftrag des BJ Anhörungen durch. «Erklärt sich die gesuchte Person bei der Anhörung mit der sofortigen Auslieferung einverstanden, wird ein vereinfachtes Verfahren durchgeführt», heisst es in der Mitteilung des BJ. In diesem Fall könne die Auslieferung an die USA «unverzüglich» bewilligt werden. «Widersetzt sich hingegen die gesuchte Person ihrer Auslieferung, wird das BJ die USA auffordern, innert der vom bilateralen Auslieferungsvertrag vorgesehenen Frist von 40 Tagen ein formelles Auslieferungsgesuch zu stellen.»
Auch die Schweizer Bundesanwaltschaft hat ein Verfahren eröffnet. Erfolgt sei dies am 10 März. Es gehe dabei um Unregelmässigkeiten bei den Vergaben der Fussball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Das Verfahren richtet sich gegen Unbekannt. Zeitgleich mit der Razzia im Hotel Baur au Lac wurden am Fifa-Hauptsitz in Zürich elektronische Daten und Dokumente sichergestellt. (noo)