Die abgesetzte Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Eva Kaili (44), habe nichts mit dem bei ihr sichergestellten Bargeld zu tun. So lautet die Verteidigungsstrategie. Sie habe «von der Existenz dieses Geldes nichts gewusst», erklärt ihr Anwalt Michalis Dimitrakopoulos am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.
Die 44-Jährige sei «unschuldig». Nur ihr Lebensgefährte, der ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen festgenommene Italiener Francesco Giorgi, könne «Antworten auf die Existenz dieses Geldes» geben.
Das Europäische Parlament wird seit der Festnahme Kailis und weiterer Beschuldigter am vergangenen Freitag von dem massiven Korruptionsskandal erschüttert. Am Dienstag setzte das EU-Parlament die griechische Abgeordnete mit überwältigender Mehrheit als Vizepräsidentin ab.
Heute Anhörung vor Gericht
Kaili steht im Verdacht, von Katar dafür bezahlt worden zu sein, sich für seine Interessen einzusetzen. Allein in ihrer Wohnung in Brüssel soll laut belgischen Justizkreisen ein hoher Euro-Betrag in bar sichergestellt worden sein.
Kaili sowie drei weitere Verdächtige wurden am Sonntag von den belgischen Behörden in Untersuchungshaft genommen. Ihnen wird «Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption» vorgeworfen. Am Mittwoch soll bei einer Anhörung vor Gericht entschieden werden, ob sie bis zum Beginn ihres Prozesses in Haft bleiben.
Katar und Marokko verwickelt
Einem Bericht zufolge ist neben Katar offenbar auch Marokko in die Korruptionsaffäre verwickelt. Dem festgenommenen Ex-EU-Abgeordneten Pier Antonio Panzeri werde vorgeworfen, auch von Marokko Geld angekommen zu haben, berichtete der «Spiegel» unter Berufung auf interne Dokumente der belgischen Ermittler.
Demnach sollen zwei Familienmitglieder Panzeris geholfen haben, «Geschenke» zu transportieren, die ihnen der Botschafter Marokkos in einem östlichen EU-Staat übergeben habe.
Offizielle Verbindungen zu Marokko hatte Panzeri den Angaben zufolge in seiner Zeit als Europaabgeordneter, als er Vorsitzender der Delegation für Beziehungen mit den nordafrikanischen Maghreb-Staaten war. (AFP/euc)