Niclas Matthei (18) ist der wohl nervigste Deutsche. Der selbst ernannte «Anzeigenhauptmeister» hat es sich zur Aufgabe gemacht, in ganz Deutschland Parksünder zu melden. Über rund 4000 Falschparker hat der junge Mann die deutschen Behörden bereits informiert.
Die Sachbearbeiter kommen kaum noch hinterher. Doch das kümmert den Teenager wenig. In seinem Heimatort Gräfenhainichen im Bundesland Sachsen-Anhalt schwärzt er seine Nachbarn auch regelmässig wegen anderer angeblicher Vergehen an. Das berichtet die «Bild» am Donnerstag.
Bürgermeister Enrico Schilling (44) hat für Mattheis Eifer kein Verständnis. Durch die Melde-Wut des «Anzeigenhauptmeisters» würden Einsatzkräfte blockiert, kritisiert er und gibt einen Überblick über die skurrilsten Petz-Aktionen Mattheis.
Notruf gewählt wegen Banalitäten
«Einmal hat er die Feuerwehr gerufen, weil ein Ast auf der Strasse gelegen hätte», erzählt Schilling. «Vor Ort stellte sich dann heraus, dass dort ein Zweig lag, den die Einsatzkräfte mit dem Fuss von der Strasse schieben konnten.» Zu einem anderen Zeitpunkt wählte Matthei den Notruf, weil ein Nachbar in der Mittagsruhezeit von 13 bis 15 Uhr staubsaugte.
Anzeigen wegen Ruhestörung eingereicht
Matthei passte es nicht, dass eine Familie auf dem eigenen Grundstück grillierte und dabei ein Radio laufenliess. Er rief die Polizei, zeigte eine «massive Ruhestörung» an. Die Polizisten rückten genervt wieder ab.
Generell scheint den «Anzeigenhauptmeister» die Einhaltung von Ruhe-Regeln zu beschäftigen. Ein Anwohner wollte an einem Sonntag mit einer Heckenschere einen Busch stutzen. Der Hobby-Ordnungshüter griff zum Telefon, rief die Einsatzkräfte. Begründung: Die Arbeit mit dem Gartengerät verstosse gegen die Sonntagsruhe.
Der Bürgermeister kann zur Anzeigen-Wut eine weitere skurrile Anekdote zum Besten geben. «Einmal fuhr Niclas mehrere Runden mit dem Rad im Kreisverkehr», berichtet der CDU-Politiker und ergänzt: «Nur um darauf zu warten, dass ihm mal ein Autofahrer die Vorfahrt nimmt und er ihn anzeigen kann.»
Feuerwehr gerufen
Vor kurzem, so das Ortsoberhaupt, mussten zwei örtliche Feuerwehren zu einem Wohnblock ausrücken. Matthei wollte das Piepen eines Rauchmelders vernommen haben. Wie sich herausstellte, ist das Gebäude schon länger unbewohnt und soll demnächst abgerissen werden. Die Einsatzkräfte entdeckten weder einen Rauchmelder noch eine Rauchentwicklung.
Matthei wurde durch eine «Spiegel TV»-Reportage bekannt. In dem Beitrag zückt er immer wieder sein Handy, macht ein Foto von falsch parkierten Autos und lädt diese in eine App hoch. «Die bundesweite Gesamtsumme an Buss- und Verwarngeldeinnahmen durch meine Anzeigen beträgt entsprechend dem Bussgeldkatalog 140'995 Euro», sagt er stolz in die Kamera. Umgerechnet 133'000 Franken.
Die Vorwürfe des Bürgermeisters lassen den «Anzeigenhauptmeister» kalt. Es sei ihm egal, was andere über ihn denken, sagt er «Bild». Das Gesetz und die Sicherheit würden ihm am Herzen liegen. «Ich werde auf jeden Fall weiterhin Ihre Behörde mit diversen Meldungen fluten, damit werde ich nicht aufhören», kündigt er an.