In Industrieländern ist Fettleibigkeit ein zunehmendes Problem. Übergewichtige Menschen haben ein erhöhtes Risiko, an Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Problemen zu erkranken. Abnehmen ohne Operation ist für viele Betroffene mit Hunger und Disziplin verbunden. Doch nun soll es eine Lösung zum Einnehmen geben: In Grossbritannien sollen nun laut «Daily Mail» Tausende Patientinnen und Patienten einen Magenballon erhalten, der wie eine Tablette geschluckt wird.
Der britische nationale Gesundheitsdienst (NHS) hat das Medikament limitiert freigegeben. Der Magenballon zum Schlucken soll bei schwerem Übergewicht und einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 innert vier Monaten helfen, bis zu 15 Prozent des Körpergewichts zu verlieren. Bei einem BMI von 40 sollen Betroffene dank des Medikaments sogar bis zu 20 Prozent Körpergewicht reduzieren.
Der Magenballon folgt einem einfachen Prinzip: Der Patient soll sich voller fühlen und dadurch weniger essen. Innert 15 Minuten wird das Produkt eingesetzt. Der Ballon wird in Form einer Pille geschluckt, an der ein Katheter angebracht ist. Ein Röntgenbild stellt sicher, dass das Teil richtig platziert ist. Durch den Katheter wird er mit 550 Milliliter Wasser gefüllt. Ein zweites Röntgenbild dient der Kontrolle des Ballons.
Kein chirurgischer Eingriff nötig
Nach vier Monaten platzt der Ballon im Magen, indem sich ein Ventil öffnet und das Wasser tritt aus. Die Reste des Ballons werden ausgeschieden. In den vier Monaten soll sich der Körper an die Umstellung der Ernährung gewöhnt haben, sodass langfristig ein gesundes Essverhalten entsteht. Hinter der Ballonkapsel steckt das US-Unternehmen Allurion Technologies.
Im Gegensatz zu anderen Magenballons wird das Medikament von Allurion nicht durch eine Magenspiegelung eingesetzt, sondern kann einfach geschluckt werden. Magenballons haben aber auch Nebenwirkungen. Viele Patienten berichten von Übelkeit und Erbrechen – allerdings nur temporär. Wie bei der Abnehmspritze Ozempic ist also ein Gewichtsverlust ohne chirurgischen Eingriff möglich.
42 Prozent der Schweizer leiden an Adipositas
«Wir freuen uns sehr, diese neue Behandlung anbieten zu können», sagt Richard Welbourn, Facharzt für Adipositaschirurgie. Dadurch werde «eine klinisch sinnvolle Gewichtsabnahme im Rahmen eines ganzheitlichen Programms mit Ernährungsunterstützung ermöglicht», fährt Welbourn fort. Dass die NHS das Medikament nun anbietet, sei laut dem Arzt eine grosse Chance für übergewichtige Patienten. Tausende Briten sollen in den kommenden Monaten damit behandelt werden.
Allurion hat bereits 130'000 Privatpatienten weltweit. In der Schweiz leiden laut dem BAG 42 Prozent der Bevölkerung an Übergewicht. Adipositas hat sich dementsprechend zu einer Volkskrankheit entwickelt. Der Allurion-Magenballon kann auch hierzulande geschluckt werden – allerdings übernimmt die Krankenkasse dafür keine Kosten.