Trump lachender Dritter?
E-Mail-Zoff zwischen Bernie und Hillary

Am morgigen Parteitag wollen die US-Demokraten einheitlich gegen Donald Trump antreten. Doch es droht Ungemach: Geleakte E-Mails zeigen, dass die Partieführung Hillary Clintons Parteirivalen Bernie Sanders ausgebremst hat.
Publiziert: 24.07.2016 um 04:13 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:24 Uhr
Doch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen? Bernie Sanders sollte eigentlich seine Wähler hinter Hillary Clinton bringen. Doch wurde er von den Parteibossen auch fair behandelt?
Foto: AP

Die Parteiführung der US-Demokraten muss sich im Vorwahlkampf an eine Regel halten: Alle Kandidaten gleich zu behandeln. Von Wikileaks veröffentlichte E-Mails geben nun Anlass zur Annahme, dass Hillary Clinton bevorzugt wurde – und dass einige Mitglieder nicht von ihrem Parteirivalen Bernie Sanders halten. Die Enthüllungsplattform hatte am Freitag mehr als 19'000 E-Mails veröffentlicht, die sieben Mitglieder der Parteiführung versendet oder erhalten hatten.

Die Nachrichten kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt – und gefährden die mühsam Erreichte Einheit der Partei. Am Montag beginnt der Parteitag, der Clinton offiziell zur Präsidentschaftskandidatin machen soll. Dabei hofft sie, dass Sanders seine Millionen von Anhängerin in ihr Lager einbringt.

Der republikanische Kandidat Donald Trump freut sich bereits hämisch über den sich anbahnenden Zoff: «Jetzt kann Bernie Hillary unmöglich unterstützen. Ausser, er ist ein Betrüger», schreibt er auf Twitter.

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Das Sanders-Lager ist tatsächlich nicht erfreut und forderte am Samstag Aufklärung. Die Parteiführung der Demokraten müsse gemäss ihrer Satzung in den Vorwahlen neutral bleiben, sagte Sanders' Wahlkampfleiter Jeff Weaver dem Sender ABC. «Sie war es aber ganz eindeutig nicht.»

«Glaubt er an Gott?»

Besonders für Gesprächsstoff sorgt eine am 5. Mai verschickte E-Mail von Brad Marshall, dem Finanzvorstand der Partei. Darin fragt er, ob jemand Sanders (der namentlich nicht genannt wird) in den konservativen Bundesstaaten Kentucky und West Virginia nach seinen religiösen Überzeugungen fragen könne.

«Glaubt er an Gott?», heisst es in der E-Mail. «Ich glaube, ich habe gelesen, er sei Atheist.» Das Hervorheben dieses Umstands könnte beim Wahlergebnis in den religiösen Bundesstaaten «einige Prozentpunkte Unterschied machen».

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Marshall sagte nun der Nachrichtenseite «Intercept», er könne sich an diese E-Mails nicht erinnern. Die E-Mail müsse sich auch nicht unbedingt auf Sanders beziehen, sondern könnte auch einen seiner Unterstützer gemeint haben.

«Er wird nicht Präsident werden»

Wikileaks veröffentlichte ausserdem eine E-Mail vom 21. Mai, in der die Vorsitzende der Demokratischen Partei, Debbie Wasserman Schultz, die Kandidatur von Sanders für aussichtslos erklärt. In dem E-Mail-Wechsel ging es um Sanders' Ankündigung, er würde Wasserman Schultz nach seiner Wahl zum Präsidenten von ihrem Posten ablösen. «Das ist eine alberne Geschichte», schrieb Wasserman Schultz. «Er wird nicht Präsident werden.»

Können die Demokraten vor dem Parteitag die Wogen glätten? Oder eskaliert die Streit mit einem «Ted-Cruz-Moment»? Der Senator hatte Donald Trump am republikanischen Parteikonvent die Unterstützung verwehrt und war dafür ausgebuht worden. Er verteidigte sich später: «Ich unterstütze Menschen nicht, die meine Frau und meinen Vater angreifen.»

Sanders war als völliger Aussenseiter in das Nominierungsrennen gegen die haushohe Favoritin Hillary Clinton gestartet. Mit seinen Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und Zähmung der Finanzmärkte hatte er jedoch rasch eine breite Anhängerschaft vor allem unter jungen linksgerichteten Wählern hinter sich versammelt und in einer Reihe von Bundesstaaten die Vorwahlen gewonnen. (rey/sda)

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