Mehr als jede fünfte Person erkrankt in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik vor dem 70. Lebensjahr an Krebs. Die Krankheit ist die zweithäufigste Todesursache hierzulande. Neben genetischen Faktoren spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Wer raucht, sich wenig bewegt und auf ungesunde Ernährung setzt, ist gefährdeter, an Krebs zu erkranken.
Doch nun macht eine neue Studie Hoffnung. Demnach kann ein scheinbar alltägliches Medikament das Risiko für Darmkrebs senken: Aspirin. US-Forscher analysierten die Daten von über 100'000 Männern und Frauen, die regelmässig Aspirin einnahmen, und verglichen sie mit Personen, die das nicht taten. Über einen Zeitraum von 30 Jahren stellten sie fest, dass die Aspirin-Patienten seltener an Krebs erkrankten. Die 10-Jahres-Inzidenz lag bei ihnen durchschnittlich bei 1,98 Prozent, bei den Nicht-Aspirin-Patienten hingegen bei 2,95 Prozent.
Risiko sinkt bei ungesundem Lebensstil am stärksten
Noch deutlicher war der Effekt bei Personen mit ungesundem Lebensstil und erhöhtem Darmkrebs-Risiko. Wer regelmässig Aspirin einnahm, hatte eine 2,1-prozentige Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken. Ohne regelmässige Einnahme lag der Wert bei 3,4 Prozent.
Die Ergebnisse wurden im Fachblatt «JAMA» publiziert. Laut den Forschern wirkt Aspirin wahrscheinlich über mehrere Mechanismen krebsvorbeugend, etwa indem es entzündungsfördernde Proteine reduziert und unkontrolliertes Zellwachstum blockiert.
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass Aspirin das deutlich erhöhte Risiko bei Personen mit mehreren Risikofaktoren für Darmkrebs proportional senken kann», sagte Daniel Sikavi, Hauptautor der Studie und Direktor für Gastroenterologie am Massachusetts General Hospital (MGH), gegenüber «Medical Express». Das MGH ist das älteste und grösste Lehrspital der Medizinischen Fakultät der renommierten Harvard-Universität. «Im Gegensatz dazu haben Menschen mit einem gesünderen Lebensstil ein geringeres Grundrisiko für Dickdarmkrebs, daher war der Nutzen durch Aspirin zwar immer noch erkennbar, aber weniger ausgeprägt», so der Forscher weiter.
Nicht gleich in die Apotheke rennen
Wichtig aber: Die Ergebnisse bedeuten nicht, dass jeder nun täglich Aspirin schlucken sollte, wie die Wissenschaftler betonen. Schon gar nicht ohne ärztliche Rücksprache. Es können erhebliche Nebenwirkungen wie Blutungen entstehen und die Resultate müssen noch in weiteren Studien überprüft werden.
Stattdessen sollte man sich darauf konzentrieren, beeinflussbare Risikofaktoren zu reduzieren. Dazu gehören Übergewicht vermeiden, sich täglich bewegen, nicht rauchen, wenig Alkohol trinken, krebserregende Stoffe und UV-Strahlung meiden und Früherkennungsangebote nutzen. Damit liesse sich laut Experten ein Grossteil der Krebserkrankungen vermeiden.