Mikroplastik ist überall: in Gewässern, in Lebensmitteln und sogar im menschlichen Körper. Die genaue Konzentration lässt sich mit herkömmlichen Methoden nur schwer nachweisen. Denn die viel kleineren Nanoplastikteilchen sind nur 0,0001 Millimeter gross – zu klein, um sie zu messen.
Forschern der Columbia University in New York ist es nun gelungen, dies zu ändern. Die Wissenschaftler haben eine Methode entwickelt, um die winzigen Partikel genauer nachzuweisen. Dabei konzentrierten sie sich auf die Untersuchung von abgefülltem Wasser.
Hundertmal mehr Partikel als vermutet
Die Resultate schockierten die Forscher. Denn pro Ein-Liter-Flasche Wasser fanden sie durchschnittlich 240'000 dieser Plastikteilchen – im Vergleich zu 5,5 Teilchen pro Liter Leitungswasser. Das sind rund hundertmal mehr als bisher angenommen. Zudem stellten sie fest, dass nur zehn Prozent des gefundenen Plastiks Mikroplastik ist, der Rest sind Nanoplastikpartikel.
Eines der am häufigsten nachgewiesenen Nanoteilchen war Polyethylenterephthalat PET. Für die Wissenschaftler keine Überraschung, denn daraus werden Wasserflaschen hergestellt. Auch Polyamid, eine Art Nylon, wurde gefunden. «Ironischerweise stammt es wahrscheinlich aus den Kunststofffiltern, die das Wasser vor dem Abfüllen reinigen», erklärt Beizhan Yan, Umweltchemiker und Mitautor der Studie.
Unbekannte Folgen für die Gesundheit
Doch eines bereitet den Forschern Sorgen: Nur etwa zehn Prozent der Nanopartikel können sie einem Plastik zuordnen – die restlichen 90 Prozent sind unbekannt. Der Biophysiker Wei Min, der die Studie mitverfasst hat, sagte, die Forschung eröffne ein neues Feld für die Wissenschaft: «Die Untersuchung von Nanoplastik ist wichtig, denn je kleiner die Dinge sind, desto leichter können sie in uns eindringen.»
Der hohe Anteil von Nanoplastikpartikeln in Wasserflaschen ist deshalb besorgniserregend, weil Forscher befürchten, dass sie sich in lebenswichtigen Organen anreichern könnten – mit unbekannten Folgen für die Gesundheit. Die Partikel sind so klein, dass sie direkt in die Blutzellen und ins Gehirn gelangen können.
Nanoplastik wurde bereits mit Krebs, Fruchtbarkeitsproblemen und Geburtsfehlern in Verbindung gebracht. Das National Institute of Environmental Health Science gibt zu bedenken, dass die Plastikpartikel auch mit «Entwicklungs-, Gehirn-, Immun- und anderen Problemen» verbunden sind. (gs)