Ab heute stehen Barack Obamas (59) Memoiren in den Buchregalen – zumindest der erste Teil. Stolze 764 Seiten umfasst das englischsprachige Original von «A Promised Land» («Ein verheissenes Land»), in dem der Ex-US-Präsident vor allem von seinem Präsidentschaftswahlkampf und seiner Amtszeit bis zur Ermordung von Osama Bin Laden erzählt.
Bei seiner Interview-Tour rund um die Veröffentlichung dominiert aber ein anderes Thema: sein Nachfolger Donald Trump (74) und dessen Weigerung, seine Niederlage einzugestehen.
«Wir würden so ein Verhalten niemals bei unseren eigenen Kindern akzeptieren, wenn sie verlieren, oder?», sagt Obama, Vater von Malia (22) und Sasha (19), im Interview mit «60 Minutes». Im gleichen Interviewformat war auch Donald Trump kurz vor den US-Wahlen zu Gast – brach das Gespräch aber patzig ab. «Ich meine, wenn meine Töchter in irgendeinem Wettkampf schmollten und dann, wenn sie verlieren würden, die andere Seite des Betrugs beschuldigten, auch wenn es keine Beweise dafür gäbe, dann würden wir sie ausschimpfen.»
«Es braucht gegen Trump mehr als eine Wahl»
In einem Interview mit «The Atlantic» stellt Obama klar, dass Trump nicht gerade die Verkörperung traditioneller amerikanischer Männlichkeit sei, wie sie manche Konservative befürworten würden. «Es gibt die Vorstellung, dass ein Mann zu seinem Wort steht, dass er Verantwortung übernimmt, dass er sich nicht beschwert, dass er kein Tyrann ist – sondern die Schwachen gegen Tyrannen verteidigt.» Das alles treffe auf Trump nicht zu. Der sei eher wie Richie Rich – eine unsympathische Neunzigerjahre-Filmfigur, die «sich beschwert, lügt, keine Verantwortung für irgendwas übernimmt».
In Bezug auf die von Trump vorangetriebene Spaltung in den USA sagt Obama der BBC: «Es braucht mehr als eine Wahl, um diesen Trend umzukehren.» Trump habe aus politischen Gründen verschiedene Bevölkerungsteile gegeneinander aufgehetzt – auch durch seinen Umgang mit der Wahrheit. So habe sich ein Umgang etabliert, den einige als «Wahrheitszerfall» bezeichneten, in dem «alles erlaubt ist und Fakten nicht zählen».
Trump gefährdete Obamas Sicherheit
Darunter litten Barack Obama und seine Familie schon lange vor der Wahl persönlich, als Trump die Behauptung verbreitete, Obama sei nicht in den Vereinigten Staaten zur Welt gekommen und daher nicht rechtmässig im Amt. «Er versprach Millionen Amerikanern, die wegen eines schwarzen Mannes im Weissen Haus verschreckt waren, ein Elixier zur Behandlung ihrer ethnischen Ängste», schreibt Obama in seinen Memoiren, aus denen der «Spiegel» vorab einen Auszug veröffentlichte.
Trumps Hemmungslosigkeit habe die Sicherheit seiner Familie gefährdet. Es sei klar, dass Trump «keinen Gedanken daran verschwendete, welche Konsequenzen es hatte, Verschwörungstheorien zu verbreiten, von denen er ziemlich sicher wusste, dass sie falsch waren, solange er nur seine Ziele erreichte». (kin)