Sie ist den wenigsten ein Begriff. Doch Jen O'Malley Dillon (44) war massgeblich an der Niederlage von Donald Trump (74) beteiligt. So ist die Frau der strategische Kopf hinter Joe Bidens (77) Präsidentschaftskampagne. Dabei schaffte es die Strippenzieherin stets, im Hintergrund zu bleiben. US-Medien bezeichnen die Frau auch gern als «unsichtbar».
Das hat wohl damit zu tun, dass sie die Leitung der Kampagne vor fünf Monaten übernahm, just als das Coronavirus ausbrach. Sie lenkte ihr Team aus dem Homeoffice. Die «Washington Post» beschreibt in einem Porträt über Dillon, was das heisst. Die Mutter einer sieben- und zweijährigen Tochter arbeitete allein im obersten Stock ihres Hauses in einem Vorort von Maryland. Ihre Töchter hätten sie zum Scherz nur «den Geist auf dem Dachboden» genannt.
Schon bei Obama hatte sie die Finger im Spiel
Zwar tritt die Strategin selbst in der Öffentlichkeit so gut wie nie auf, – und das in einer Zeit, in der politische Aktivisten oft Berühmtheiten sind. Doch innerhalb der Demokratischen Partei ist sie längst ein Begriff. 2008 war Dillon im Wahlkampfteam von Barack Obama verantwortlich für die «Swing States», also jene Bundesstaaten, in denen sowohl die Demokraten als auch die Republikaner gute Siegeschancen haben. 2012 arbeitete sie als stellvertretende Managerin von Obamas Wiederwahlkampagne. Dort lernte sie auch Biden kennen, der damals Vizepräsident war.
Laut dem Gesellschaftsmagazin «Vanity Fair» verstand es Dillon bei der aktuellen Kampagne, ihre Kräfte gezielt einzusetzen. Sie konzentrierte sich unermüdlich auf die Rückeroberung der Bundesstaaten Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Also jene, die vor vier Jahren nur knapp an Trump gingen. Mit Erfolg: Die Demokraten gewannen die Schlacht dieses Mal.
Bewusst lenkten Dillon und ihr Team die Ressourcen dorthin, wo die grössten Chancen auf einen Sieg bestanden. Dabei widerstanden sie der Versuchung, ihre Zeit und ihr Geld unnötig für aussichtslose Kämpfe zu vergeuden. So reiste Biden im Wahlkampf 13 Mal nach Pennsylvania. Ihre eigene Zurückhaltung in den Medien ist dabei wohl ebenso Kalkül. Dillon überlässt das Rampenlicht ihrem Kandidaten.