Sie drückte aufs Gas und löschte eine Familie aus. Angelika H.* (31) fuhr vergangenen Mittwoch in der norditalienischen Gemeinde Santo Stefano di Cadore drei Menschen tot. Die Grossmutter, der Vater und ein zweijähriger Bub kamen beim Unfall ums Leben.
Nun tauchten neue Video-Aufnahmen auf, die die Raserfahrt von Angelika H. durch den Ort zeigen. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa veröffentlichte das Material einer Überwachungskamera am Sonntag. Darin zu sehen: der Audi A3 der Deutschen, die mit einem Höllentempo vorbeirast.
Kurz darauf ist ein dumpfer Knall zu hören. Wie die «Bild» schreibt, dürfte es sich dabei um den Crash des Autos mit einer Strassenlaterne und einem Holzzaun handeln. Anschliessend an den Knall herrscht im Video Stille.
War Angelika H. durch das Handy abgelenkt?
Wie ein italienischer Ermittler gegenüber der «Bild» sagt, geht man davon aus, dass Angelika H. mit rund 90 km/h unterwegs war. Erlaubt wären auf der Strecke durch den beschaulichen Bergort maximal 50 km/h.
Unklar bleiben indes die Hintergründe des Horror-Unfalls. Erste Berichte am Mittwoch liessen darauf schliessen, dass H. möglicherweise durch ihr Handy abgelenkt war. Wie ein Augenzeuge gegenüber der Ansa berichtet, könnte aber auch ein Streit Auslöser für die Amok-Fahrt gewesen sein. Eine Person will demnach beobachtet haben, wie Angelika H. nach einer heftigen Auseinandersetzung in ihr Auto stieg und davonfuhr.
Laut Ansa habe sich die 31-Jährige bei einer ersten Vernehmung nur sehr zurückhaltend geäussert. Sie sei arbeitslos und «nur hier, weil ich Italien bereise», so die erste Aussage von H. gegenüber den Ermittlern. Zahlreiche im Auto gefundene Decken und Kleider liessen darauf schliessen, dass Angelika H. wohl mehrere Tage im Auto gelebt habe.
Sie sitzt im Frauenknast auf einer Insel
Ende Mai wurde H. laut der Nachrichtenagentur bereits einmal auffällig. Damals geriet sie in Bozen im Südtirol mit einer Handy-Verkäuferin in Streit. Die angerückte Polizei fand bei ihr im Rucksack einen Hammer. Sie erhielt eine Anzeige wegen des Mitführens gefährlicher Gegenstände.
Laut «Bild» sitzt Angelika H. derzeit im Frauengefängnis auf der Giudecca-Insel vor Venedig. Am Montag soll sie einem Richter vorgeführt werden. Dieser wird entscheiden, ob H. in Untersuchungshaft bleibt. Sollte sie verurteilt werden, drohen ihr gemäss der Zeitung bis zu 18 Jahre Haft – und unter Umständen sogar mehr, sollte ihr Vorsatz nachgewiesen werden. (zis)
* Name bekannt