Der Mount Everest ist das ultimative Ziel jedes Bergsteigers: 8848 Meter über Meer misst der höchste Berg der Welt im nepalesischen Himalaya.
Hunderte Bergsteiger wollen jedes Jahr seinen Gipfel erklimmen, dieses Jahr waren es besonders viele. Und alle zur besten Zeit, Mitte Mai. Bilder des Staus am Mount Everest gingen um die Welt, eine riesige Schlange zog sich über den Grat zum Gipfel.
«Falsche Berichterstattung schadet unserem Image»
Elf Personen bezahlten den Anstieg mit ihrem Leben. Für viele der Extremsportler ist klar: Es hat zu viele Leute am Berg!
Doch nun meldet sich das Tourismusbüro von Nepal und sagt, nicht der Stau sei an den vielen Toten schuld. Laut Obduktionsberichten seien die Menschen an Höhenkrankheit, schlechten Wetterbedingungen oder körperlichen Schwächen gestorben. «Es ist also falsch, dass die Bergsteiger wegen des Staus starben, und wir bitten alle, sich nicht von Falschinformationen irreführen zu lassen.»
Die Behörde sprach auch deutlich aus, mit der Berichterstattung nicht zufrieden zu sein. «Solche falschen Anschuldigungen schaden unserem Image und damit unserem Status als Bergsteigedestination. Deshalb sollte jeder zweimal überlegen, bevor er solche Falschinformationen verbreitet.»
Wer zu lange stehen bleibt, riskiert Erfrierungen
Diese Darstellung wird nicht von allen Bergsteigern geteilt. Der Brite Martin Hewitt (38) kritisierte, dass untrainierte Bergsteiger diese Staus verursachen – und gefährliche Situationen für alle entstehen. Denn wer zu lange stehenbleibt, riskiere, an Erschöpfung oder Sauerstoffmangel zu sterben. «Je länger man warten muss, desto grösser ist das Risiko einer Erfrierung», sagt Hewitt.
Aufgrund der Menschenkolonnen habe er zwei bis drei Stunden länger gebraucht als geplant – entsprechend wurde der Sauerstoff knapp.
«Musste einem Toten ausweichen»
Der Aargauer Roman Schupp (29) bestieg den Everest vor wenigen Wochen und musste beim Anstieg an Leichen vorbeiklettern, die in den Seilen hingen, wie er BLICK erzählte. «Der tote Bergsteiger hing noch immer am Hauptsicherungsseil. Um an ihm vorbeizukommen, musste ich meine Sicherheitshaken kurz lösen.»
Schupp schaffte es auf den Gipfel, zwei seiner Gruppe mussten allerdings umkehren. Für ihn ist klar: «In Zukunft werde ich lieber andere Berge besteigen, wo es weniger Leute hat.»
100 Personen schafften es nicht auf den Gipfel
Das nepalesische Tourismusbüro teilte weiter mit, dass man dieses Jahr 381 Menschen aus 48 Ländern die Erlaubnis gab, auf den Everest zu steigen. 2018 seien es 346 Expeditionsgenehmigungen gewesen, 2017 366.
Von den 381 Personen, die es dieses Jahr versuchten, erreichten lediglich 281 den Gipfel. Ob diese Quote tiefer ist als in anderen Jahren, sagte das Tourismusbüro nicht. (vof)