Nach vermutetem Giftgasangriff in Syrien
Trump droht Putin erstmals persönlich

Hilfsorganisationen berichten von einem mutmasslichen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien. US-Präsident Donald Trump macht seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin direkt dafür verantwortlich.
Publiziert: 08.04.2018 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:30 Uhr
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Viele Kinder sollen Opfer der Giftgas-Attacke in der syrischen Stadt Duma geworden sein. Die Bilder hat die oppositionelle syrische Organisation Weisse Helme veröffentlicht.
Foto: AP

Bei Angriffen der syrischen Armee auf die letzte verbliebene Rebellenhochburg in Ost-Ghuta sind Dutzende Menschen getötet worden. Hilfsorganisationen berichteten in der Nacht zum Sonntag von einem mutmasslichen Einsatz von Chemiewaffen.

Heute Sonntag äussert sich US-Präsident Donald Trump zu der vermuteten Attacke: «Viele Tote, inklusive Frauen und Kinder, nach stumpfsinnigem Chemiewaffenangriff in Syrien», schreibt er auf Twitter. «Die Gegend, in der die Gräueltat stattfand, ist abgeriegelt und von der syrischen Armee eingekreist, wodurch sie für den Rest der Welt komplett unzugänglich wird.»

«Das Tier Assad»

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Der US-Präsident benennt auch die aus seiner Sicht Schuldigen: der russische Präsident Wladimir Putin, der Iran und der syrische Präsident Baschar al-Assad. «Präsident Putin, Russland und der Iran sind dafür verantwortlich, weil sie das Tier Assad unterstützen. Hohen Preis zu bezahlen.»

«Humanitäre Katastrophe ohne Grund»

Trump fordert die syrische Regierung auf, sofort humanitäre Hilfe von aussen zuzulassen. «Öffnet das Gebiet sofort für humanitäre Hilfe und zur Begutachtung», schreibt er. «Noch eine humanitäre Katastrophe ohne erkennbaren Grund. Krank!»

Trump macht auch seinem Amtsvorgänger Barack Obama Vorwürfe, nicht entschlossen genug im Syrien-Konflikt durchgegriffen zu haben.

Nach Angaben der Weisshelme hatte ein Helikopter am Samstagabend eine Fassbombe mit Chemikalien über der Stadt Duma abgeworfen. Dabei seien mindestens 150 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden.

Schockierende Fotos auf Twitter

Ganze Familien seien in ihren Schutzunterkünften erstickt. Die Zahl der Opfer steige beständig. Auf ihrem Twitter-Konto veröffentlichten die Helfer schockierende Fotos der mutmasslichen Opfer.

Auch die Hilfsorganisation UOSSM geht von einem Giftgasangriff aus. Sie bezifferte die Zahl der Toten am Sonntag mit «weit über 100». Es sei über den Geruch von Chlor berichtet worden, Retter glaubten jedoch an die Verwendung von Sarin-Gas, sagte ein Sprecher.

Keine unabhängige Bestätigung für Berichte

«Das ist eine der schlimmsten chemischen Attacken in der syrischen Geschichte», erklärte der UOSSM-Vorsitzende Ghanem Tayara gestern Samstag. Die Berichte konnten bisher nicht unabhängig verifiziert werden.

Der Hilfsorganisation SAMS (Syrian American Medical Society) zufolge schlug eine Bombe in einem Spital in Duma ein, ein weiterer Angriff traf ein Gebäude in der Nähe. Dabei seien insgesamt 41 Menschen ums Leben gekommen.

Das US-Aussenministerium teilte mit, die verstörenden Berichte zu überprüfen. Die syrische Regierung habe bereits Giftgas gegen das eigene Volk eingesetzt. Auch Russland, das den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützt, trage dafür Verantwortung.

Syrische Regierung bestreitet den Einsatz von Chemiewaffen

Die syrische Nachrichtenagentur Sana verwarf die Berichte unterdessen als unwahr. Die Rebellen in der Stadt Duma stünden vor der Niederlage und verbreiteten Unwahrheiten. Derartige Berichte dienten nur dazu, das Vorrücken der syrischen Armee zu hindern.

Die syrische Regierung hat wiederholt bestritten, in dem Bürgerkrieg Chemiewaffen einzusetzen. Syrien hatte 2013 einer von Russland und den USA mit ausgehandelten Vereinbarung zugestimmt, wonach es seine Chemiewaffen zerstört.

Letzter Rückzugsort der Rebellen

Die syrische Armee hatte in den vergangenen Wochen einen massiven Militäreinsatz auf das Rebellengebiet Ost-Ghuta durchgeführt. Das Gebiet, das an die Hauptstadt Damaskus angrenzt, war jahrelang belagert.

Ein Grossteil der Rebellen hat sich nach Absprachen mit der syrischen Führung aus dem Gebiet zurückgezogen. Lediglich die Stadt Duma wird noch von Kämpfern der Gruppe Dschaisch al-Islam (Armee des Islam) gehalten. (SDA)

Krieg in Syrien

Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.

Fast jede dritte weltweit verkaufte Waffe hatte in den vergangenen fünf Jahren einen Abnehmer im Nahen Osten. (Symbolbild)
Fast jede dritte weltweit verkaufte Waffe hatte in den vergangenen fünf Jahren einen Abnehmer im Nahen Osten. (Symbolbild)
KEYSTONE/AP/STR

Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.

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