Nach Trumps Kritik
Merkel stellt sich in Corona-Krise hinter WHO

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich nach der scharfen Kritik von US-Präsident Donald Trump an der WHO klar hinter die Weltgesundheitsorganisation gestellt.
Publiziert: 17.04.2020 um 09:57 Uhr
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US-Präsident Donald Trump kritisierte jüngst die WHO heftig.
Foto: AFP

Bei einer von Trump einberufenen Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs von sieben führenden Industrieländern (G7) habe Merkel betont, dass die Pandemie nur mit einer starken und koordinierten internationalen Antwort besiegt werden könne, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert nach der Schalte am Donnerstag mit. Hierfür habe sie der WHO sowie weiteren Partnern wie der Impfstoff-Allianz CEPI («Coalition for Epidemic Preparedness Innovations») und der Globalen Impfallianz GAVI ihre volle Unterstützung ausgesprochen.

Unterstützung von 23 weiteren Ländern

Demonstrative Unterstützung bekam die WHO auch von 23 Ländern der von Deutschland initiierten «Allianz für Multilateralismus». In einer gemeinsamen Erklärung betonten die Aussenminister nach einer Videokonferenz die Bedeutung der internationalen Organisationen im Kampf gegen die Pandemie. «Wir müssen in unserer Menschlichkeit vereint bleiben», heisst es darin.

WHO als Rückgrat der Pandemiebekämpfung

Bundesaussenminister Heiko Maas sagte, die WHO bleibe «das Rückgrat der internationalen Pandemiebekämpfung». Es mache gerade jetzt überhaupt keinen Sinn, die WHO, ihre Funktionsfähigkeit oder ihre Bedeutung in Frage zu stellen. «Das ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt», sagte der SPD-Politiker. «Sie zu schwächen wäre nichts anderes, als in einem laufenden Flug den Piloten aus dem Flugzeug zu werfen, und das halten wir nicht für verantwortbar.» Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell sicherte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in einem Telefonat die volle Unterstützung zu, hiess es am Donnerstag nach einem Telefonat der beiden.

Trump kritisiert WHO

Aus der Sicht von US-Präsident Donald Trump verlief das Gespräch der Staatenlenker der G7 allerdings etwas anders. Ein grosser Teil der Unterredung habe sich «auf die mangelnde Transparenz und das chronische Missmanagement der Pandemie durch die WHO konzentriert», hiess es in einer Erklärung des Weissen Hauses. Die Staats- und Regierungschefs hätten sich «für eine gründliche Untersuchung und einen Reformprozess» ausgesprochen, hiess es weiter.

Zahlungen an WHO gestoppt

Trump hatte am Dienstag einen vorübergehenden Stopp der Beitragszahlungen an die WHO veranlasst. Er machte die Organisation für die vielen Toten in der Krise mitverantwortlich und warf ihr vor, die Epidemie mit Missmanagement und Vertrauen auf Angaben aus China dramatisch verschlimmert zu haben. Seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der «schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus» gespielt habe. Trumps Schritt stiess international auf Kritik - zumal dem US-Präsidenten selbst vorgeworfen wird, die Krise über eine lange Zeit kleingeredet zu haben.

Trump griff die WHO kurz vor dem G7-Gipfel erneut scharf an. Die WHO sei «ein Werkzeug Chinas» in der Krise gewesen, sagte er am Mittwochabend (Ortszeit). «Schauen Sie sich alles an, was passiert ist, sie haben falsch gelegen.» Das sei entweder ein «tragischer Fehler» gewesen, oder die WHO habe bewusst so gehandelt.

Abschlussdokument zur Corona-Krise

Die US-Regierung hat derzeit turnusgemäss den Vorsitz der G7-Gruppe inne, zu der auch Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien, Kanada und Japan gehören. Ein für Juni in den USA geplantes G7-Gipfeltreffen hatte Washington wegen der Pandemie abgesagt.

Die «Allianz für Multilateralismus» war 2018 von Maas initiiert worden, um die internationale Zusammenarbeit zu stärken. Sie hat keine festen Mitglieder wie die G7 oder G20 und tagt in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Das Abschlussdokument zur Corona-Krise unterzeichneten am Donnerstag neben Maas die Aussenminister von Argentinien, Belgien, Kanada, Chile, Costa Rica, der Dominikanische Republik, Estland, Äthiopien, Finnland, Frankreich, Irland, Indonesien, Italien, Jordanien, Mexiko, den Niederlanden, Norwegen, Peru, Singapur, Südafrika, Schweden und Spanien. (SDA)

Die WHO und die USA

Die in Genf ansässige WHO ist die wichtigste Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Gesundheitsbereich. Ihr Budget besteht nach Angaben der Organisation zu weniger als einem Viertel aus den verpflichtenden Beiträgen der Mitgliedsstaaten.

Die USA sind in diesem Kreis aber der grösste Zahler: Für die Jahre 2020 und 2021 sind jeweils fast 116 Millionen US-Dollar fällig. Chinas Beitrag liegt für diese beiden Jahre bei jeweils rund 57 Millionen US-Dollar. Chinas Beiträge sind in den vergangenen Jahren aber deutlich gestiegen: 2018 und 2019 lagen sie noch bei je 37,9 Millionen US-Dollar, während sie bei den USA fast gleich blieben. Deutschland muss derzeit 29 Millionen US-Dollar pro Jahr zahlen.

Die Höhe der Mitgliedsbeiträge hängt laut WHO von der Bevölkerungsgrösse und dem Wohlstand des Landes ab.

Die in Genf ansässige WHO ist die wichtigste Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Gesundheitsbereich. Ihr Budget besteht nach Angaben der Organisation zu weniger als einem Viertel aus den verpflichtenden Beiträgen der Mitgliedsstaaten.

Die USA sind in diesem Kreis aber der grösste Zahler: Für die Jahre 2020 und 2021 sind jeweils fast 116 Millionen US-Dollar fällig. Chinas Beitrag liegt für diese beiden Jahre bei jeweils rund 57 Millionen US-Dollar. Chinas Beiträge sind in den vergangenen Jahren aber deutlich gestiegen: 2018 und 2019 lagen sie noch bei je 37,9 Millionen US-Dollar, während sie bei den USA fast gleich blieben. Deutschland muss derzeit 29 Millionen US-Dollar pro Jahr zahlen.

Die Höhe der Mitgliedsbeiträge hängt laut WHO von der Bevölkerungsgrösse und dem Wohlstand des Landes ab.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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