Fall Sarah Everard
Wut wegen Polizeieinsatz bei Mahnwache in London wächst

Nachdem am Samstag in London eine Mahnwache für die ermordete Sarah Everard (†33) teilweise gewaltsam ausgelöst wurde, kam es am Sonntag erneut zu Protesten. Hunderte Menschen gingen dabei auf die Strasse.
Publiziert: 14.03.2021 um 21:39 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2021 um 14:05 Uhr
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Hunderte Menschen haben am Sonntag in London gegen einen Polizei-Einsatz bei einer Mahnwache für die getötete Sarah Everard demonstriert.
Foto: AFP

Hunderte Menschen haben am Sonntag in London gegen einen Polizei-Einsatz bei einer Mahnwache für die getötete Sarah Everard demonstriert. Die Teilnehmer versammelten sich zunächst vor dem Hauptquartier der Polizei, New Scotland Yard, und zogen später vor das Parlament.

Ihr Protest richtete sich auch gegen einen von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurf, der künftig die Möglichkeiten der Polizei zur Einschränkung von Demonstrationen vergrössern soll und am Montag in die zweite Lesung im Unterhaus geht.

Gespräche mit der Polizei gescheitert

Auslöser für die Auseinandersetzungen ist der gewaltsame Tod der 33 Jahre alten Sarah Everard, die auf ihrem Nachhauseweg im Süden Londons entführt und getötet wurde. Der Fall hatte zu einem landesweiten Aufschrei gegen Belästigungen und Gewalt an Frauen geführt. Selbst Herzogin Kate (39) hatte es sich nicht nehmen lassen, am Samstag Blumen an dem improvisierten Gedenkort für Everard niederzulegen.

Trotz fehlender Genehmigung hatten sich am Samstagabend Hunderte Menschen an dem Musikpavillon in Clapham zusammengefunden. Ein offizieller Aufruf zu der Mahnwache von der Initiative «Reclaim these Streets» (etwa: Erobert diese Strassen zurück) war von den Organisatorinnen zwar zurückgenommen worden, nachdem Gespräche mit der Polizei über eine Durchführung unter Beachtung der Corona-Massnahmen gescheitert waren. Doch davon liessen sich viele nicht abhalten.

Frauen gewaltsam abgeführt

Auf Videos von dem Polizeieinsatz am Samstagabend war zu sehen, wie Polizisten mehrere Frauen gewaltsam abführten. Eine Frau wurde auf den Boden gedrückt. «Die Beamten vor Ort waren mit einer sehr schwierigen Entscheidung konfrontiert», rechtfertigte eine Scotland-Yard-Sprecherin den Einsatz später, bei dem es vier Festnahmen gegeben hatte. Die Menschen hätten am Abend eng zusammengestanden, dabei sei das Risiko von Übertragungen des Coronavirus sehr hoch gewesen.

Nun steht Scotland Yard heftig in der Kritik. Ausgerechnet am britischen Muttertag und der Woche des Internationalen Frauentags fühlen sich viele Frauen in Grossbritannien von Staat und Gesellschaft im Stich gelassen.

Londoner Polizeichefin steht in der Kritik

«Reclaim these Streets» teilte mit, Frauen im ganzen Land seien «zutiefst traurig und wütend über die Szenen, die Polizisten beim Überwältigen von Frauen während einer Mahnwache gegen männliche Gewalt zeigen». Sie machten die Beamten für die Eskalation verantwortlich. Die Mahnwache hätte wie geplant mithilfe von Ordnerinnen im Rahmen der Corona-Regeln durchgeführt werden können. Doch das habe die Polizei abgeblockt, hiess es in der Mitteilung.

Der Chef der Liberaldemokraten im britischen Parlament, Ed Davey, forderte die Londoner Polizeichefin Cressida Dick zum Rücktritt auf. Die Szenen des Polizeieinsatzes seien eine Schande für die Metropolitan Police, so Davey auf Twitter. Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan zeigte sich unzufrieden mit dem Vorgehen der Polizei. Er kündigte an, eine unabhängige Untersuchung einzuleiten. Polizeichefin Dick zeigte Verständnis für die Teilnehmerinnen der Mahnwache. Sie hätte selbst daran teilgenommen, wenn es legal gewesen wäre, sagte sie in einer Erklärung am Sonntag. Einen Rücktritt lehnte sie jedoch ab. (SDA/bra)

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