Die Gewalt war massiv – und schockierte sowohl Bevölkerung als auch Behörden. Die Polizei Stuttgart musste am Samstag schwere Krawalle zwischen eritreischen Regimeanhängern und -gegnern auflösen. Dabei wurden die Einsatzkräfte teilweise auf brutale Art und Weise angegriffen. Die Veranstalter erheben Vorwürfe gegen die Polizei.
Ursprung der heftigen Ausschreitungen war ein sogenanntes «Info-Treffen» von Eritrea-Vereinen, die dem diktatorischen Regime des afrikanischen Landes nahestehen. Mehrere Hundert Veranstaltungsgegner hatten sich zum Protest in der Stadt versammelt. Ihnen sei in der Folge ein Versammlungsort zugewiesen worden, das abgelehnt worden sei, teilte die Stuttgarter Polizei mit.
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Anschliessend eskalierte die Situation: Es kam zu Strassenkämpfen. Polizeibeamte wurden von Teilnehmern teils mit Holzlatten, Nägeln und Metallstangen angegriffen. Die Polizei wehrte sich mit Schlagstöcken und Pfefferspray. 27 Polizeibeamte wurden verletzt. Der Stuttgarter Vize-Polizeipräsident zeigte sich nach den Attacken schockiert. «Das ist nur ein kleiner Ausriss von dem, was gestern mit einer gewissen Tragik stattgefunden hat», sagt er. «Es wurde nach allem gegriffen, um uns massiven Verletzungen auszusetzen.» Der Rechtsstaat könne das keineswegs tolerieren.
Behörden hätten Sache auf die leichte Schulter genommen
Die Veranstalter der Demonstration erheben derweil schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Die Polizei hätte die Sache auf die leichte Schulter genommen. Man habe die Behörden vorgängig vor einer Eskalation gewarnt. Die Polizei entgegnete, dass solche Veranstaltungen in der Vergangenheit gewöhnlich friedlich verliefen.
Über die Angreifer sagt Johannes Russom vom Verband der eritreischen Vereine nur: «Das sind keine Gegner der Regierung, das sind Gewalttäter.» Wenn sie gegen die Regierung kämpfen wollen, sollen sie das vor Ort tun. Die Ereignisse vom Samstag schienen die Veranstalter der regierungsfreundlichen Treffen nicht abzuschrecken. Für das kommende Wochenende ist bereits eine neue Veranstaltung geplant. Erneut werden gewalttätige Auseinandersetzungen befürchtet.
Soweit dürfe es laut Russom aber gar nicht kommen. Der deutsche Staat müsse die Veranstaltung schützen: «Er muss als demokratisches Land daran interessiert sein». Schliesslich habe es in den letzten 40 Jahren ähnliche Veranstaltungen ohne Zwischenfälle gegeben.
63 Personen aus der Schweiz angereist
227 der 228 mutmasslichen Krawallmacher sind mittlerweile wieder auf freiem Fuss. Gegen die Verdächtigen laufen Strafverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs, gab die Polizei noch am Sonntag bekannt.
Laut Polizeiangaben stammen 63 Personen aus der Schweiz. Der Rest sei aus dem Stuttgarter Umland und aus der hessischen Stadt Giessen angereist. Auch dort eskalierten Eritrea-Treffen in der Vergangenheit. (ene)