Zwischen Plüschtieren und Fotos brennen viele Kerzen. Auf einem Karton steht «Warum?», auf einem andern «Gestorben für euer Silvestervergnügen». Die Feuertragödie vom Zoo in Krefeld (D) geht nahe wie ein menschliches Drama. 30 Affen sind in der Silvesternacht gestorben, nachdem mehrere Himmelslaternen das 2000 Quadratmeter grosse Affentropenhaus in Brand gesetzt hatte.
Eine Gruppe von Verdächtigen stellte sich am Mittwoch der Polizei. Sie hatten die fliegenden Lampions steigen lassen, fürchteten, den Brand so ausgelöst zu haben. Am Donnerstag bestätigte die Polizei «Focus»: Die Handschrift auf Überresten einer in der Nähe des Affenhauses gefundenen Laternen konnte den Verdächtigen zugeordnet werden. Die Ermittlungen richten sich gegen eine Mutter und ihre beiden erwachsenen Töchter. Der Vorwurf der fahrlässigen Brandstiftung steht im Raum.
Rentner-Paar hatte keine Chance
Das Affenhaus galt als grosser Anziehungspunkt. Einige der Affen waren echte Stars, die es teilweise zu internationaler Berühmtheit gebracht hatten. So war Massa (†48) der älteste Zuchtgorilla Europas. Der Silberrücken war 1975 als Wildfang in den Krefelder Zoo gekommen und hatte mit seinen beiden Frauen Boma (†46) und Tumba (†46) sieben Kinder gezeugt. Die Nachkommen leben heute unter anderem in Frankfurt, München, Moskau, aber auch in Basel.
Gorilla-Greis Massa und seine Gefährtin Boma überlebten die Feuerhölle nicht. Sie hatten keine Chance. Tumba war bereits früher eines natürlichen Todes gestorben.
Die Liebe und der Freche
Bei den Orang-Utans starb Lea, die 1993 von Hand im Krefelder Zoo aufgezogen und als liebevolle Mutter bekannt wurde. Mit ihr kamen auch ihr Partner Bunjo sowie ihr erstes und drittes von drei Kindern, Sungai (†15) und Suria (†3), ums Leben.
Schimpanse Charly (†36) war im März in die Schlagzeilen geraten, weil er seine Kollegen, aber auch Besucher und sogar den Zoo-Direktor mit Kot beschmiss, um seinen Rang klar zu machen. Charly hatte bemerkt, dass die selbst produzierte Biowaffe die bessere Wirkung zeigte als Früchte und Stroh. Nun wird Charly nie mehr die Besucher amüsieren.
Nur zwei überlebten
Über 30 Tiere verendeten in den Flammen, so auch kleinere Affen wir Goldene Löwenkopf-Äffchen, Zwergseiden-Äffchen, Flughunde und Vögel. Nur die beiden Schimpansen Bally (46) und Limbo (27) überlebten die Feuerhölle wie durch ein Wunder. Nachdem die Feuerwehr schon alle Hoffnung auf überlebende Tiere aufgegeben hatte, hörten die Einsatzkräfte plötzlich Tierlaute. Bally und Limbo konnten mit nur leichten Verletzungen gerettet werden.
Sie wurden betäubt und in ein freies Gehege im 2012 eröffneten Gorillahaus gebracht. Zoo-Sprecherin Petra Schwinn sagte zur «Bild»: «Schimpansen können trauern. Die nächsten Tage werden zeigen, wie sie es verkraften.»
Mitarbeiter brauchen Hilfe
Mehrere Tierärzte kümmern sich um die überlebenden Tiere. Aber auch Menschen müssen betreut werden. Notfallseelsorger wurden aufgeboten, um Einsatzkräften und unter Schock stehenden Tierpflegern zu helfen. Die DNA von Mensch und Gorilla ist zu etwa 98 Prozent gleich, bei Schimpansen ist der Wert sogar noch etwas höher. Kein Wunder, dass den Menschen die Tragödie im Affenhaus so nahe geht. (gf)