Ein Feuer bricht in der Silvesternacht im Affenhaus des Krefelder Zoos aus. Eine halbe Stunde nach Mitternacht geht der Notruf bei der Feuerwehr ein. Obwohl die Einsatzkräfte schon fünf Minuten später vor Ort sind, gegen die Flammen kämpfen, sterben über 30 Tiere im Inferno. Darunter acht Schimpansen, Orang-Utans sowie zwei ältere Gorillas (BLICK berichtete). Auch Flughunde und Vögel verlieren beim Brand ihr Leben.
Unter Tränen stellen vor dem Eingang zahlreiche Menschen Fotos von Affen auf. Dazu Blumen, Kerzen und Stofftiere. Zoofreunde platzieren Schilder mit Aufschriften wie «Warum» oder «Gestorben für euer Silvestervergnügen». Die Fahnen des Zoos hängen auf halbmast. Auch Notfallseelsorger sind vor Ort.
Mutter und ihre beiden Töchter stellen sich der Polizei
Jetzt scheint klar, was die Brandkatastrophe auslöste: Eine Mutter (60) und ihre zwei erwachsenen Töchter haben sich am Mittwoch der Polizei gestellt. Sie hatten fünf Himmelslaternen steigen lassen und fürchten, so den Brand ausgelöst zu haben. Die drei Frauen hätten die Himmelslaternen im Internet bestellt und dachten nach eigenen Angaben, dass es an Silvester erlaubt sei, sie steigen zu lassen. Tatsächlich sind sie aber in ganz Deutschland verboten.
Medienberichten zufolge fand die Polizei auf Überresten einer in der Nähe des Affenhauses entdeckten Laterne die Handschrift, die den drei Frauen zugeordnet werden kann. Gegen die Mutter und Töchter wird nun wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Darauf steht eine Haft- oder Geldstrafe. «Für uns ist damit diese Tat weitgehend geklärt», sagte Kriminalhauptkommissar Gerd Hoppmann, der es als als «sehr couragiert» und «hochanständig» bezeichnete, dass sich die drei Frauen selbst bei der Polizei gemeldet hätten.
Zwei Schimpansen überleben
Als die Einsatzkräfte in der Nacht eintrafen, sei das Affenhaus bereits Vollbrand gestanden, teilt der zuständige Einsatzleiter am Mittwoch mit. Ein Übergreifen auf angrenzende Zooteile konnte man verhindern, am Affenhaus sei aber nichts mehr zu retten gewesen.
Zunächst gingen die Feuerwehrleute davon aus, dass keine Affen überlebt haben. Dann hörten sie plötzlich Geräusche aus dem Innern der Ruine. «Es grenzt an ein Wunder: Zwei Schimpansen haben diesen Feuermoloch überlebt», sagte Zoodirektor Wolfgang Dressen. Dabei handle es sich um das ältere Weibchen Bally und das junge Männchen Limbo.
Beide hätten lediglich leichte Brandverletzungen erlitten und seien in einem bislang ungenutzten Gehege im Gorillagarten untergebracht worden, der an das Affenhaus angrenzt. Dort lebt eine junge siebenköpfige Gorillafamilie, die dank dem Einsatz der Feuerwehr ebenfalls verschont blieb.
Sachschaden geht in die Millionen
Himmels- oder Wunschlaternen bestehen aus dünnem Seidenpapier und einer Kerze oder einem Behälter mit Brennpaste in der Mitte. Werden sie entzündet, können sie weit durch die Luft schweben. Hoppmann betonte, die Laternen seien seit 2009 in Deutschland verboten.
Zum Sachschaden konnten Zoo und Behörden zunächst keine Angaben machen. Er geht laut Dressen in die Millionen. Dem Direktor zufolge ist er gegen Brandschäden versichert, obschon sich in dem Gebäude weder Sprinkleranlagen oder Fluchtmöglichkeit befanden. Das Affentropenhaus wurde den Zoo-Angaben zufolge im Jahr 1975 eröffnet - und gilt als komplett veraltet: «1975 war der Krefelder Zoo ein Vorbild für andere. Aber das war vor fast einem halben Jahrhundert», so der Zoo-Experte Willie Smits von der Borneo Orangutan Survival Foundation zu «Bild».
Die Grundfläche des Baus im Gewächshausstil lag bei 2000 Quadratmetern. Zuhause waren Orang-Utans, Schimpansen, Gorillas, Krallenaffen, Epauletten-Flughunde und Vögel. Bis 2020 sollten die Orang-Utans und Schimpansen noch Aussenanlagen bekommen. (kes/rad/SDA/hah)