Am 6. Juli wird der niederländische Journalist Peter de Vries (†64) in der Amsterdamer Innenstadt niedergeschossen. Mit schweren Kopfverletzungen wurde er ins Spital eingeliefert. Nun, neun Tage später, ist der 64-Jährige verstorben.
Gegenüber dem Sender RTL nieuws sagt seine Familie: «Peter hat bis zum Ende gekämpft, konnte den Kampf aber nicht gewinnen. Er ist umgeben von den Menschen, die ihn lieben, gestorben.»
Verdächtige in Haft
De Vries sprach am Abend des Anschlags im TV-Studio über einen Mordprozess. Auf dem Weg zu einem nahe gelegenen Parkhaus wurde er von mehreren Schüssen getroffen, mindestens einer davon ging in den Kopf.
Wenige Stunden später nahm die Polizei zwei Verdächtige fest, darunter den mutmassliche Schützen. Bisher reden sie nicht, doch Beobachter gehen davon aus, dass Drogenbaron Ridouan Taghi (43) etwas mit dem Mordanschlag zu tun hat. Taghi steht derzeit im sogenannten Margeno-Prozess mit 16 anderen mutmasslichen Schwerverbrechern vor Gericht. De Vries berichtet darüber. Mehr noch: De Vries ist ein Vertrauter des Kronzeugen Nabil B., der Taghi zu Fall bringen könnte.
Auf Polizeischutz verzichtet
Wegen der Gefahr stand der Reporter eine zeitlang unter Polizeischutz. Er verzichtete schliesslich freiwillig darauf, da er nicht wollte, dass sein Leben von Sicherheitsmassnahmen bestimmt wurde.
Politiker aus dem In- und Ausland hatten die Tat als Anschlag auf den Rechtsstaat und den Journalismus scharf verurteilt. Medienverbände verlangten die rückhaltlose Aufklärung.
De Vries war fast 30 Jahre lang der führende Kriminalreporter der Niederlande und war oft auch als Sprecher von Opfern oder Zeugen bei Prozessen aufgetreten. Regelmässig war er Gast bei TV-Talkshows. International bekannt wurde der Reporter 1987 mit seinem Bestseller über die Entführung des Bierbrauers Freddy Heineken. 2008 gewann er einen Emmy Award für seine Reportagen über den Fall von Natalee Holloway. Die Amerikanerin war 2005 auf Aruba verschwunden und vermutlich von einem Niederländer getötet worden. (hah/SDA)