Die Justiz in Peru hat den wegen eines mutmasslichen Putschversuchs vom Parlament abgesetzten Präsidenten Pedro Castillo (53) in Untersuchungshaft genommen – zunächst befristet bis zum Dienstag. Dies teilte der Oberste Gerichtshof nach einer Anhörung am Donnerstag via Twitter mit. Demnach wird gegen Castillo wegen des Verdachts auf eine Rebellion und Verschwörung ermittelt.
Der Ex-Staatschef äusserte sich bei der Anhörung nur mit schlichten Ja- oder Nein-Antworten. Sein Anwalt, der frühere Justizminister und Kabinettschef Aníbal Torres (79), argumentierte, Castillo sei willkürlich aus dem Präsidentenamt gedrängt worden.
Parlament witterte Staatsstreich
Die Staatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes hält Castillo einen Angriff auf die verfassungsmässige Ordnung vor. Staatsanwalt Marco Huamán argumentierte in der Anhörung, die U-Haft sei notwendig, um zu ermitteln, wer noch an der mutmasslichen Rebellion teilgenommen habe, und um eine Flucht Castillos in ein anderes Land zu verhindern.
Mit der Auflösung des Kongresses wollte der linke Politiker einem Misstrauensvotum im Parlament zuvorkommen – doch sowohl sein eigenes Kabinett als auch die Opposition witterten einen Staatsstreich und liessen den früheren Dorfschullehrer auflaufen.
Flucht nach Mexiko gescheitert
Castillo war am Mittwoch festgenommen worden. Er habe noch in der mexikanischen Botschaft Zuflucht suchen wollen, sagte Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador (69) tags darauf: «Er rief hier im Büro an und bat darum, mir mitzuteilen, dass er auf dem Weg zur Botschaft sei.»
Seine Regierung sei zwar bereit gewesen, ihm Asyl zu gewähren, Castillo habe es allerdings nicht mehr geschafft, die diplomatische Vertretung Mexikos in der peruanischen Hauptstadt Lima zu erreichen.
Inzwischen wurde die bisherige Vizepräsidentin Dina Boluarte (60) als erste Staatschefin Perus vereidigt. (bab/SDA)