Seit dem 19. Dezember 2021 befand sich der ukrainische General Giorgi Kalandadze (41) in Berlin in Auslieferungshaft. Deshalb musste er seinen Reisepass abgeben, 20'000 Euro Kaution hinterlegen und sich jede Woche bei der Polizei melden. Als die Russen in die Ukraine einmarschierten, änderte sich das schlagartig.
General Kalandadze war ehemals im georgischen Militär tätig. Nach der Präsidentschaftswahl 2013 in Georgien fiel er allerdings in Ungnade bei der neuen Regierung. Es wurden unter falschen Anschuldigungen diverse Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Deshalb reiste er 2014 in die Ukraine aus, wo er 2019 auch die ukrainische Staatsbürgerschaft erhielt.
General musste trotz Interpol-Erklärung in Haft
Seitdem diente Kalandadze als Militärberater der ukrainischen Regierung. Aber trotzdem blieb er im Inpol (Informationssystem der Polizei) Deutschlands stehen, wie die «Bild» schreibt. Und so kam es, dass Kalandadze wegen Folter-Vorwürfen aus Georgien festgenommen wurde, als er nach Deutschland einreiste, um seine Tochter zu besuchen.
Obwohl die internationale Polizei Interpol bereits 2015 erklärt hatte, dass die Fahndung nach dem General politisch motiviert sei, blieb Kalandadze 73 Tage lang in Berlin in Auslieferungshaft. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine änderte sich das aber innert kürzester Zeit.
Die deutschen Ermittler beschlossen, sich den Fall genauer anzusehen. Schnell wurde erkannt, dass die Foltervorwürfe gegen den ukrainischen General auf Falschaussagen von Zeugen basierten. Am 2. März wurde er wieder freigelassen.
Tochter in Deutschland in Sicherheit
Der General machte sich daraufhin von der Haft in Berlin direkt auf den Weg in Richtung Kiew, wo sich auch seine Frau aufhält. Dort verteidigt er jetzt die ukrainische Hauptstadt gegen die Invasoren aus Russland. Seine Tochter befindet sich in Deutschland in Sicherheit.
Auch die russische Regierung versuchte wiederholt, Giorgi Kalandadze auf die Fahndungsliste von Interpol zu setzen. Das Ersuchen der russischen Justiz wurde von Interpol aber schnell als politisch motiviert abgelehnt. Zudem würde der General wohl in Lebensgefahr schweben, wenn «die russischen Behörden seiner habhaft würden», wie deutsche Ermittler schreiben. (obf)