Die neue Bodenoffensive der Russen ist im vollen Gange: Fahrzeuge, Munition und jede Menge Truppen werden in die Regionen Charkiw und Donezk gebracht. Viele der russischen Fahrzeuge sind mit Buchstaben markiert. Ein weisses «Z» etwa ist auf vielen Panzern oder Lastwagen zu sehen. Doch einige von ihnen tragen ein neues Zeichen. Eine durchgestrichene Raute. Auf X tauchen Bilder und Videos auf, die Züge voller Fahrzeuge zeigen, die genau dieses Symbol tragen. Aber warum?
Offenbar gehört das Zeichen einer neuen Einheit innerhalb der russischen Armee, der Sever-V-Brigade. Ihre Aufgabe: die Verteidigungslinien der Ukraine mürbe zu machen und zu durchbrechen. Der Name «Sever», aus dem Russischen übersetzt «Norden», deutet auf das Einsatzgebiet hin. Das Institute for the Study of War (ISW), eine US-Denkfabrik, die sich intensiv mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt, hat die Einheit schon länger auf dem Schirm. Seit April soll die Sever-V-Brigade bereits an der Front beteiligt sein. Nun tauchen immer mehr Bilder mit dem Rauten-Symbol auf, die die Theorien unterstützen.
Russen nutzen germanischen Kriegsgott
Die durchgestrichene Raute stammt offenbar aus der germanischen Mythologie. Konkret soll es sich um die Gungnir-Rune handeln. Eine besondere Schreibweise für das Wort «Speer». Dabei geht es aber nicht um irgendeinen Speer, sondern um den Speer von Odin, dem Gott des Krieges. Der Name: Gungnir. Legenden zufolge soll er jeden Gegner getroffen haben. Das Symbol ist also ein Zeichen für den Sieg Russlands. Die Brigade will damit zeigen: Wir kommen, um zu gewinnen.
Die genaue Truppenstärke ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von mindestens 50'000 Soldaten aus.
Ukraine schickt Gefangene an die Front
Und derzeit sieht es tatsächlich nicht allzu gut aus für die Ukraine. Die Verteidigungslinien wackeln. Schätzungen zufolge hat Putins Armee binnen einer Woche Geländegewinne von 278 Quadratkilometern in der Ukraine erzielt. So viel wie schon lange nicht mehr. Und Putins Truppen wollen so schnell wie möglich noch mehr einnehmen. Russland versucht derzeit, seinen Vorteil an der Front auszubauen, noch bevor die ukrainische Armee zugesagte US-Waffenlieferungen einsetzen kann.
Die Ukraine-Armee ist bemüht, irgendwie dagegenzuhalten. Die Verteidigungslinien der Ukraine werden aber mangels genügend Soldaten und Material ausgedünnt. Die Situation ist so prekär, dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ein Gesetz unterschrieben hat, das ermöglicht, Häftlinge als Soldaten einberufen zu können.