Impfungen, Schnelltests, eingeübte Sicherheitskonzepte. Die Verfügbarkeit dieser Instrumente stimmen den früheren Mr. Corona der Schweiz, Daniel Koch (65), optimistisch. «Ich glaube, im Sommer hat man das Virus in Europa wieder unter Kontrolle», sagt Koch der «Aargauer Zeitung».
Mit dieser Einschätzung sieht Koch der Zukunft entspannter entgegen als manche Experten. Er rechnet damit, dass Restaurants und Läden spätestens im Frühsommer wieder offen sind, «wenn nicht schon früher».
Er sieht wenig Anzeichen für Worst-Case-Szenario
Der deutsche Starvirologe Christian Drosten (48) warnte demgegenüber unlängst in einem Interview gegenüber dem «Spiegel»: «Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Massnahmen zu beenden.» Danach würden sich «innerhalb kurzer Zeit noch viel mehr Leute infizieren, als wir uns das jetzt überhaupt vorstellen können».
Laut Koch gibt es im Moment wenig Anzeichen für ein Worst-Case-Szenario, wie es Drosten skizziert. Koch geht davon aus, dass es das Virus mit steigenden Temperaturen schwieriger haben wird. So sei es noch bei jedem Virus, das die Atemwege befällt, gewesen.
Briten-Mutation, Verlauf in Spanien und Südafrika
Drosten sieht vor allem in der Ausbreitung der hochansteckenden britischen Corona-Variante eine Gefahr. Laut dem Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité droht deshalb im Sommer eine dritte Corona-Welle. «Dass wir 2020 einen so entspannten Sommer hatten, hatte wahrscheinlich damit zu tun, dass unsere Fallzahlen im Frühjahr unter einer kritischen Schwelle geblieben sind. Das ist inzwischen aber nicht mehr so.»
Er fürchte, es werde 2021 so sein wie 2020 in Spanien. Dort stiegen die Fallzahlen trotz wärmeren Temperaturen nach dem Lockdown schnell wieder. «Auch in Südafrika, wo derzeit Sommer ist, bewegen sich die Fallzahlen auf hohem Niveau.»
Druck von der SVP
In der Schweiz bleiben Restaurants, Bars, nicht lebensnotwendige Läden und Kultureinrichtungen bis mindestens Ende Februar geschlossen. Weil die Corona-Neuinfektionen in letzter Zeit gesunken sind, macht sich vermehrt politischer Druck für mehr Öffnung bemerkbar. So forderte SVP-Präsident Marco Chiesa (46) an der Online-Delegiertenversammlung vom Samstag etwa eine sofortige Öffnung der Läden und Restaurants.
Im Interview mit SonntagsBlick fordert Chiesa sogar, Bundesrat Alain Berset (48) das Corona-Dossier zu entziehen. «Die Restaurants hat man ohne faktenbasierte Grundlage geschlossen», sagt Chiesa. «Die Gastrobetriebe haben ihre Schutzkonzepte vorbildlich umgesetzt – und müssen trotzdem schliessen. Im Gegensatz zum öffentlichen Verkehr, wo die Leute weiterhin dicht an dicht stehen. Das ist eine willkürliche Politik.» (noo)