In Kuba sind am Mittwoch vier Schiffe der russischen Marine eingetroffen, darunter ein U-Boot mit Atomantrieb. Das Atom-U-Boot «Kasan», die Fregatte «Admiral Gorschkow», der Tanker «Paschin» und der Schlepper «Nikolai Tschiker» machen mehrere Tage im Hafen von Havanna Station. «Keines der Schiffe führt Atomwaffen mit sich», betonte das kubanische Aussenministerium. Ihr Aufenthalt in Kuba stelle «keine Bedrohung für die Region dar».
Ähnlich klang es seitens der Amerikaner, nachdem nun auch die «USS Helena» vor der Küste Kubas eingetroffen ist. Das atomgetriebene Jagd-U-Boot des US-Militärs sei im Zuge eines zuvor geplanten Manövers nach Guantánamo Bay geschickt worden. Dies teilte das zuständige Regionalkommando mit. Es handelt sich demnach um einen «routinemässigen Hafenbesuch»: «Der Standort und die Durchfahrt des Schiffes waren zuvor geplant», so Southcom.
Havanna liegt nur rund 170 Kilometer von Key West im US-Bundesstaat Florida entfernt. Die USA beobachten die Entwicklungen sehr genau, gehen aber nicht von einer Bedrohungslage aus. Zur Beobachtung der russischen Schiffe setzte die US-Marine laut «Miami Herald» drei Zerstörer, ein Schiff der Küstenwache und ein Seeüberwachungsflugzeug ein.
«Freundschaftsbesuch», sagt Moskau
Es handele sich um einen Hafenbesuch auf der Grundlage internationaler Vereinbarungen, die Kuba «strikt» befolge, und der «historischen Freundschaftsbeziehungen» zwischen Havanna und Moskau, fügte das kubanische Aussenministerium hinzu.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, dass die Flotte vor ihrer Ankunft in Havanna «eine Übung zum Einsatz von Hochpräzisionsraketen» absolviert habe. Die Besatzungen der Schiffe werden in den kommenden Tagen «an einer Reihe von protokollarischen Veranstaltungen teilnehmen», wie das Ministerium nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax weiter erklärte.
Auch Washington beschwichtigt
Der Aufenthalt russischer Marineschiffe in unmittelbarer Nachbarschaft zu den USA erfolgt inmitten zunehmender Spannungen zwischen Russland und dem Westen wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Eine Pentagon-Sprecherin erklärte zwar, der Aufenthalt der russischen Schiffe stelle keine «Bedrohung für die USA dar». Es handele sich zudem nicht um den ersten Hafenbesuch russischer Kriegsschiffe in Kuba. Der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan (47), betonte aber, dass bisher nie ein Atom-U-Boot dabei gewesen sei.
Russland hat auf der Suche nach neuen Handelspartnern seine Beziehungen zur kommunistischen Regierung in Kuba seit 2022 verstärkt. Im November 2022 reiste der kubanische Staatschef Miguel Díaz-Canel (64) nach Moskau, um Kreml-Chef Wladimir Putin (71) zu treffen. Im April 2023 sicherte der kubanische Präsident Moskau «Kubas bedingungslose Unterstützung» in seinem «Kampf mit dem Westen» zu. Kritik am Angriff auf die Ukraine äusserte Kuba nicht.
Während des Kalten Kriegs war Kuba ein wichtiger Verbündeter der damaligen Sowjetunion. Die Stationierung sowjetischer Atomraketen auf der Insel löste 1962 die Kubakrise aus, als die Welt zwei Wochen lang kurz vor einem Atomkrieg zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR stand.