Am Montagabend klingelt bei der Polizei von Argenteuil (F) das Telefon. Am anderen Ende ist Jenny Khalid, die ihre Tochter Alisha (†14) als vermisst meldet. Ein paar Stunden später findet die Polizei die vermisste Schülerin tot in der Seine.
Auch eine andere Mutter meldet sich an dem Abend bei den Sicherheitskräften. Sie sagt, dass ihr Sohn (15) mit Blutflecken auf der Kleidung nach Hause gekommen sei. Es sind die Blutflecken, die zuvor bei einem Streit mit der toten Alisha entstanden sind.
Sohn gesteht Mutter die Tat
Laut «France bleu» erzählt der Teenager zu Hause vom Streit mit Alisha. Er beschreibt seiner Mutter den Ort, wo er und seine Freundin (15) Alisha geschlagen und in den Fluss gestossen haben. Mit dieser Information eilt die Frau sogleich zur angegebenen Stelle, findet dort einen Handschuh und eine Haarsträhne zwischen den Gräsern am Ufer des Flusses.
Als die Mutter zurück ist und mit ihrem Sohn reden will, fehlen von ihm und der Mittäterin jede Spur. Die Frau alarmiert die Polizei. Ein paar Stunden später, gegen 2 Uhr nachts, findet die Polizei die Teenager im Haus eines Freundes. Sie werden verhaftet.
«Meine Tochter erhielt Morddrohungen»
Laut der Staatsanwaltschaft gingen Alisha und die Tatverdächtigen auf die gleiche Schule. Einen Monat vor der Tat habe die Mutter der Schulleitung gemeldet, dass ihre Tochter von Mitschülern gemobbt werde, schreibt «France Bleu». Gegenüber «La Depèche» sagt die Mutter, Jenny Khalid: «Alisha sagte mir, dass sie von einem Jungen und dessen Freundin Morddrohungen erhalten habe.»
Die beiden 15-Jährigen sollen auf Snapchat Fotos veröffentlicht haben, die das Opfer in Unterwäsche zeigten, schreibt die Zeitung weiter. Ausserdem hätten die Tatverdächtigen Alisha als Hure beschimpft. Laut dem Staatsanwalt Eric Corbaux seien der 15-Jährige und Alisha kurz zuvor ein Paar gewesen.
Opfer konfrontierte Mobber
Als sich die 14-Jährige die Beschimpfungen nicht mehr gefallen lassen wollte, habe sie ihre Mobber letzte Woche konfrontiert, sagt eine anonyme Schülerin zu «La Depèche».
Darauf sei es auf dem Gelände des privaten Gymnasiums Cocgnac-Jay zum Streit unter den Dreien gekommen sein. Die Involvierten seien dann zu einem Gespräch mit dem Disziplinarrat der Schule aufgefordert worden.
Der Staatsanwalt schilderte nun, dass vor der Tat Textnachrichten ausgetauscht worden seien, in denen es darum gegangen sei, der 14-Jährigen etwas anzutun. Sie sei schliesslich in einen «Hinterhalt» gelockt worden. Der tatverdächtige Jugendliche habe sie zu Boden gestossen, getreten und geschlagen. «Sie war nicht bewusstlos, als sie beschlossen, sie in die Seine zu werfen, aber sie war nicht fähig, sich zu bewegen», schilderte er. Das Mädchen sei wahrscheinlich ertrunken, die Leiche wies zahlreiche Blutergüsse auf. Den Tätern drohen bis zu 20 Jahre Knast. (une/SDA)