Koffer gepackt, Auto getankt oder Flugticket bereit. In vielen Schweizer Kantonen heisst es: ab in die Sommerferien. Einige Schweizerinnen und Schweizer zieht es wie jedes Jahr ans Mittelmeer. Und damit sind sie nicht die Einzigen. Insgesamt zählt die Mittelmeer-Region jährlich zwischen 220 und 320 Millionen Touristen.
Dass der Massentourismus immer mehr Schäden verursacht, beklagen vor allem die überlaufenen Länder wie Italien, Griechenland oder Kroatien. Während die Orte wirtschaftlich von den vielen Sonnenanbetern profitieren können, sieht es hinsichtlich der Umwelt ganz anders aus.
Im Mittelmeer schwimmen Müllteppiche
Eine neue Studie der Universität Cádiz in Spanien in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA zeigt, dass besonders der Abfall zu einer immer grösseren Last wird. Unklar war bis anhin, wo sich der Abfall im Meer genau ablagert. Die Forschenden haben dafür 300'000 Satellitenbilder, die alle drei Tage neu aufgenommen worden sind, von der Meeresoberfläche rund um das Mittelmeer ausgewertet.
Meeresmüll vereinigt sich häufig zu Müllschwaden, sogenannten Litter Windrows. Diese schwimmen an der Oberfläche und bilden einen Teppich. Mit spezifischer Infrarotstrahlung konnten die Forscherinnen und Forscher die Teppiche lokalisieren.
Fläche von 7500 Fussballfeldern
Die Karte sowie die Studie veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin «Nature Communications». Die betroffenen Regionen sind nicht unbekannt: An der italienischen Küste häuft sich der Müll vor allem an der Küste von Triest bis Venedig und zwischen Neapel und Kalabrien. Ebenfalls betroffen ist die Ostküste Griechenlands, genauso wie die Südküste von Spanien, die Küste von Algerien und Tunesien sowie die südliche Küstenregion der Türkei wie Antalya.
Die langen Korridore an Müll können durch Wind, Unwetter und Wasserströmungen an der Oberfläche entlang transportiert werden. Bei der Überwachung des Mittelmeers von Juli 2015 bis September 2021 konnten die Forschenden feststellen, dass die Oberflächenteppiche eine Fläche von rund 94,5 Quadratkilometern bedecken. Das entspricht etwa 7500 Fussballfelder, wie die Forscherinnen und Forscher in der Studie schreiben. Die Müllschwaden waren teilweise bis zu 23 Kilometer lang.