Als wäre nichts gewesen: Ein als «Joker» verkleideter Mann (24) sitzt teilnahmslos auf einer Bank in einer U-Bahn, raucht eine Zigarette und lässt sich später widerstandslos von Polizisten verhaften.
Nichts an seinem Verhalten lässt darauf schliessen, dass er soeben mindestens 10 Menschen mit einem Messer verletzt und in der U-Bahn eine ölartige Flüssigkeit verschüttet und angezündet hat.
«Ich dachte, ich sterbe»
Passiert ist das an Halloween in einer U-Bahn in Tokio. Videos zeigen, wie Passagiere zuvor in Panik durch die Gänge rennen, während hinter ihnen Rauch und Flammen zu sehen sind. «Ich hörte einen lauten Knall und sah Flammen und Rauch hinter mir. Alle gerieten in Panik», schilderte ein Passagier Reportern die Geschehnisse. «Ich dachte, ich sterbe», sagte eine Frau dem japanischen Fernsehsender NHK. Vor dem Bahnhof trafen schnell zahlreiche Feuerwehrwagen und Rettungskräfte ein, der Zugang wurde abgesperrt.
Die Polizei drang schliesslich in das Abteil ein, in dem der Mann sass, er wurde festgenommen.
In den vergangenen Jahren ist es wiederholt zu Angriffen in Zügen und auf Bahnhöfen in Tokio gekommen. Im August wurden zwei Menschen in einer U-Bahn verletzt, als ein Mann eine Säure ins Gesicht eines anderen Mannes spritzte. Einen Tag vor der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele stach zudem ein Mann wahllos auf zehn Fahrgäste ein. Er habe Frauen, die glücklich aussahen, angreifen wollen, hatte der Täter laut Medien der Polizei nach seiner Festnahme erklärt.
Erste Terrorattacke mit Giftgas
Am 20. März 1995 hatten Mitglieder der Endzeit-Sekte Aum Shinrikyo in mehreren Zügen in Tokio Plastiktüten mit dem Nervengas Sarin aufgestochen. 13 Menschen starben, mehr als 6000 wurden verletzt.
Nach der weltweit ersten Terrorattacke mit Giftgas liess Japan im Jahr 2018 alle 13 Todesurteile gegen den Gründer der Sekte, Shoko Asahara, und zwölf seiner Anhänger vollstrecken. Ungeachtet dieser Vorfälle geniesst die Nummer Drei der Weltwirtschaft weiterhin den Ruf, eines der sichersten Länder der Welt zu sein. (fr/SDA)