Mit Kindern abgesetzt
AfD-Politikerin flieht nach Russland – und gewinnt Wahl

Eine Hamburger AfD-Politikerin hat sich mit ihren Kindern abgesetzt und trotzte so einem Parteiausschluss. Im Ausland sicherte sie sich vermutlich ein Direktmandat bei den Kommunalwahlen in der norddeutschen Stadt.
Publiziert: 12.06.2024 um 21:01 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2024 um 10:41 Uhr
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Die AfD-Politikerin Olga Petersen (41) hat sich bei den Kommunalwahlen in Hamburg wahrscheinlich ein Direktmandat gesichert.
Foto: imago/Eibner

Die Hamburger AfD-Abgeordnete Olga Petersen (41) flüchtete Mitte Mai mit ihren drei Kindern aus Deutschland. Deutsche Medien sprechen von einer «Nacht und Nebel»-Aktion. Denn nach einer Mail, in der die im sibirischen Omsk geborene Politikerin der Schule mitteilte, ihre Kinder würden ab dem Folgetag nicht mehr zur Schule kommen, haute sie ab.

Wohin, blieb zunächst unklar. Schnell wurde aber spekuliert, dass Petersen sich mit den Kindern nach Russland absetze. Nicht zuletzt, da dies auch die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete. Der «Bild» sagte die Politikerin am 7. Juni schliesslich: «Ich habe tatsächlich meine Kinder ausser Landes gebracht. Aber ich bleibe weiterhin Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft und werde nach bestem Wissen und Gewissen meinen Verpflichtungen nachkommen.»

Direktmandat trotz Flucht

Geflohen sei Petersen wegen Problemen mit dem Jugendheim. Wie die Zeitung herausfand, soll die Schule das Amt wegen auffälligen Verhalten alarmiert haben. «Ich möchte meine Kinder in Sicherheit wissen und sicherstellen, dass sie in meiner Obhut bleiben. Ohne meine Kinder sehe ich keinen Sinn mehr im Leben», äusserte sich Petersen zu den Gerüchten. Gemäss Informationen der Zeitung sei eine staatliche Inobhutnahme der Kinder aber nicht geplant gewesen.

Wieso genau die AfD-Politikerin aus Deutschland floh, bleibt somit rätselhaft. Fest steht aber: Offenbar war ihren Wählern der Abgang egal. Denn bei den Kommunalwahlen in Hamburg soll Petersen nun aller Wahrscheinlichkeit nach ein Direktmandat errungen haben. Noch seien nicht alle Stimmen ausgezählt, mit ihren aktuell 3460 Stimmen sollte sie aber gemäss AfD Funktionären nicht mehr zu schlagen sein.

Partei reichte Ausschlussverfahren ein

Besonders skurril: Bereits im Mai schloss die AfD-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft die Abgeordnete aus. Parallel dazu leitete der Landesvorstand ein Parteiausschlussverfahren gegen die 41-Jährige ein. Unter anderem habe Petersen Vorstandsmitglieder über den Zweck einer Reise nach Russland getäuscht. Sie habe sich dort als «Wahlbeobachterin» betätigt und die russische Präsidentschaftswahl in Interviews «demokratisch und frei» bezeichnet, sagte der Landesvorstand.

Daneben habe Petersen eine massgebliche Rolle bei einem zwischenzeitlichen Auseinanderbrechen einer AfD-Bezirksversammlungsfraktion gespielt. Insgesamt gebe es «fundamentale Meinungsverschiedenheiten», die eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich machten. Sie habe in schwerwiegender Weise sowohl gegen die Parteiordnung als auch gegen die im AfD-Grundsatzprogramm festgeschriebenen Grundsätze verstossen.

Die Abgeordnete selbst sagte im Mai, sie werde ihr Abgeordnetenmandat trotzdem behalten und kündigte juristische Schritte an. Bis heute lässt sich die 41-Jährige offenbar nicht unterkriegen. Der «Bild» sagte sie vergangene Woche, sie werde «wieder einsatzfähig» sein, sobald geklärt werde, wie es mit ihren Kindern weitergeht. Unklar bleibt, von wo aus sie arbeiten wird.

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