Passagiere müssen den Zug verlassen
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Spanien und Portugal stromlos:Passagiere müssen den Zug verlassen

«Mit jeder Stunde wird die Situation im Land prekärer»
Experte warnt seit Jahren vor Blackouts in Europa

In Spanien, Portugal und Frankreich kam es am Montag zu einem Stromausfall. Jetzt erklärt Krisenvorsorge-Experte Herbert Saurugg, wie das passieren konnte – und ob das auch in der Schweiz möglich wäre.
Publiziert: 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 17:53 Uhr
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Ein Stromausfall hat am Montagmittag auf der iberischen Halbinsel Chaos ausgelöst.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Stromausfall in Spanien, Portugal und Südfrankreich betrifft weite Teile der Infrastruktur
  • Experte warnt vor möglichen Blackouts in Europa mit weitreichenden Folgen
  • Wirtschaftlicher Schaden bei Blackout in der Schweiz: über 100 Milliarden Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Qendresa LlugiqiReporterin News

Plötzlich lag um 12.30 Uhr alles lahm: Am Montag kam es in Spanien, Portugal und Südfrankreich zu einem Stromausfall. Weite Teile der Infrastruktur wie das Verkehrssystem mit seinen Ampeln, das Bahnsystem und Flughäfen, aber auch das Kommunikationsnetzwerk wurden stillgelegt. Auch Kommunikationsmittel wie Internet und Telefonie fielen aus.

Zunächst vermeldete der spanische Energieversorger Endesa den Ausfall. Der nationale Übertragungsnetzbetreiber in Spanien, Red Eléctrica Española (REE), gab gegen 13 Uhr bekannt, man arbeitete an der Wiederherstellung der Stromversorgung. Ein Notfallplan sei aktiviert worden.

Die Ursache für den Stromausfall ist weiterhin unklar. «Alle Ressourcen werden eingesetzt, um das Problem anzugehen», so das Unternehmen.

Am gleichen System angeschlossen

Der österreichische Krisenvorsorge-Experte Herbert Saurugg warnt seit Jahren vor Blackouts in Europa. Saurugg war 15 Jahre Berufsoffizier und kennt sich mit lebenswichtigen Infrastrukturen aus. Sein Fokus liegt auf dem europäischen Stromversorgungssystem. Gegenüber Blick sagt der Experte: «Im schlimmsten Fall können solche Stromausfälle Stunden oder Tage dauern.» Und: «Mit jeder Stunde wird die Situation im Land prekärer.»

Ob es am Montag einen sogenannten Blackout – also landesweiten Ausfall – gab, sei nach so kurzer Zeit unklar: «Wir wissen noch nicht, ob das ganze Stromnetz in Spanien betroffen war. Klar ist nur, dass der Stromausfall eine grössere Fläche betraf», so Saurugg. «Dass gleich diese drei Länder betroffen waren, liegt daran, dass sie alle am äusseren Rand des europäischen Verbundsystems angeschlossen sind.»

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Führte Überlastung zu Ausfall?

Als Ursache vermutet der Experte: «Es dürfte irgendwo eine Instabilität gegeben haben, wodurch Teile des Systems nicht mehr im Gleichgewicht waren. Dadurch fährt das System vorsichtshalber automatisch runter.» Für ihn das wahrscheinlichste Szenario: «Schaut man sich die Strompreise aktuell an, ist Strom fast schon zu null Euro zu haben. Das aktuelle Wetter hat zu viel Photovoltaik-Strom geführt. Das wiederum könnte zu einer Überlastung geführt haben.»

Neben einer Überlastung gibt es laut Saurugg weitere mögliche Gründe für Stromausfälle: Cyberangriffe, menschliches Versagen oder etwa technische Störungen. «Oft ist die Ursache eine Verkettung von zahlreichen einzelnen Elementen.» Meistens dauere es Wochen bis Monate, um einen solchen Stromausfall zu analysieren.

Schaden von 100 Milliarden

Stromausfälle haben Auswirkungen auf das gesamte Land. Nach sechs Stunden heisst es für viele Länder laut Saurugg: Gesamtkollaps. «Durch den Stromausfall fallen alle IT-Systeme weg: Telefonieren, Bezahlen, Bestellen – all das geht nicht mehr. Die ganze Logistik ist betroffen, was beispielsweise auch die Versorgung des Landes erschwert.»

Dass ein solcher Stromausfall die Schweiz betrifft, ist laut Saurugg grundsätzlich möglich. Nur: «Die Schweiz ist durch ihre zentrale Position innerhalb dieses Stromnetzwerks relativ gut geschützt. Meistens sind Aussenregionen betroffen.»

Würde das System hier jedoch kollabieren, hätte das weitreichende Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft, so Saurugg: «Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz rechnete in einer früheren Risikoanalyse mit einem wirtschaftlichen Schaden von über 100 Milliarden Franken.»

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