Erfolgreiches Ende einer langen Reise durchs All: Die grösste jemals im Weltraum gesammelte Probe eines Asteroiden ist am Sonntag sicher in der Wüste des US-Bundesstaates Utah gelandet. «Landung der Osiris-Rex-Probenkapsel. Eine Reise von einer Milliarde Meilen zum Asteroiden Bennu und zurück ist zu Ende gegangen», sagte ein Sprecher der US-Raumfahrtbehörde Nasa am Sonntag bei der Live-Übertragung der Landung. Die Nasa bezeichnete die Probe als «historisch».
Die Kapsel kehrte nach sieben Jahren im Weltall und einer 6,5-Milliarden-Kilometer-Reise zur Erde zurück. Die US-Raumsonde Osiris-Rex war im September 2016 zu dem Asteroiden Bennu aufgebrochen und nach vierjähriger Reise im Oktober 2020 für wenige Sekunden auf dem Himmelskörper gelandet, um Gesteins- und Staubproben einzusammeln. Bennu befindet sich rund 330 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von 500 Metern.
Die mit rund 250 Gramm Material beladene Kapsel landete laut Nasa nach einem riskanten Eintritt in die Erdatmosphäre wie vorgesehen um 8.52 Uhr (Ortszeit, 16.52 MESZ) auf einem Militärgelände in Utah. Hinter ihr liegt ein Weg von rund 6,21 Milliarden Kilometern. Möglicherweise kann die Probe schon ab Dienstag im Labor untersucht werden. Das teilten Nasa-Wissenschaftler einige Stunden nach der Landung am Sonntag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz mit.
Historische Zeitkapsel
Von der Nasa veröffentlichte Bilder zeigten die reifengrosse Kapsel auf dem Boden in einem Wüstengebiet und Wissenschaftler, die sich ihr näherten und erste Messungen vornahmen.
Die von der Kapsel mitgeführte Probe sei «wirklich historisch», sagte die Nasa-Wissenschaftlerin Amy Simon der Nachrichtenagentur AFP. Es sei die «grösste Probe, die wir seit der Rückkehr der Apollo-Mondgesteinsproben zur Erde zurückgebracht haben». Die erste jemals in den USA gelandete Probe werde «eine Zeitfenster zu den Anfängen unseres Sonnensystems öffnen», erklärte die Nasa im früher Twitter genannten Onlinedienst X.
Die Kapsel war zuvor in einer Höhe von mehr als 100'000 Kilometern von der Sonde Osiris-Rex abgeworfen worden. In den letzten 13 Minuten raste sie mit einer Geschwindigkeit von über 44'000 Kilometern pro Stunde und einer Temperatur von bis zu 2700 Grad Celsius durch die Atmosphäre.
Fallschirm-Defekt
Der Fall der Sonde sollte laut der Nasa von zwei Fallschirmen gebremst werden, deren korrekte Entfaltung entscheidend sei, um eine «harte Landung» zu vermeiden. Einer der beiden Schirme habe sich jedoch viel früher geöffnet als erwartet – statt in rund 1500 Metern Höhe bereits in 6000 Metern Höhe.
Die mitgeführten Proben sollen der Nasa helfen, «die Arten von Asteroiden besser zu verstehen, welche die Erde bedrohen könnten», erklärte der Chef der Weltraumbehörde, Bill Nelson. Zudem könnten sie Aufschluss über die Entstehung des Sonnensystems geben.
Nach der Landung transportierte ein Nasa-Team die Kapsel behutsam per Hubschrauber in einen nahegelegenen provisorischen «sterilen Raum», um eine Verunreinigung der Probe mit Wüstensand zu vermeiden, welche die Testergebnisse verfälschen könnte. Am Montag soll die Kapsel dann ins Johnson Space Center im texanischen Houston gebracht werden.
Sonde reist weiter durchs All
Nur 25 Prozent der Proben werden sofort analysiert, der Rest wird für besser ausgestattete Forscher in der Zukunft aufbewahrt. Erste Ergebnisse sollen auf einer Pressekonferenz am 11. Oktober bekannt gegeben werden.
Asteroiden bestehen aus dem ursprünglichen Material, aus dem das Sonnensystem vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Asteroid Bennu reich an Kohlenstoff ist und in Mineralien eingeschlossene Wassermoleküle enthält.
Die Sonde selbst setzt der Nasa zufolge derweil ihre Reise durchs Weltall fort. Demnach hat sie in der Zwischenzeit ihre Triebwerke gezündet und Kurs auf einen weiteren Asteroiden genommen. (kes/AFP)