Nach 6,5-Milliarden-Kilometer-Reise durchs All
US-Raumsonde mit Asteroiden-Staub auf der Erde gelandet

Sieben Jahre im All, fast 6,5 Milliarden Kilometer unterwegs: Eine Raumkapsel mit Asteroiden-Gesteinsmaterial an Bord ist am Sonntag in der Wüste von Utah gelandet. Noch nie wurde so viel Asteroidenstaub auf die Erde zurückgebracht.
Publiziert: 24.09.2023 um 02:35 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2023 um 17:20 Uhr
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Am Sonntag auf der Erde gelandet: Die Raumsonde Osiris-Rex.
Foto: keystone-sda.ch

Es ist ein historischer Moment: Nach einer Reise von sieben Jahren und 6,5 Milliarden Kilometern durchs All hat eine Raumsonde am Sonntag Gesteinsmaterial von einem fernen Asteroiden in einer Wüste in den USA abgeworfen.

An einem Fallschirm schwebten mehr als 250 Gramm Gestein im Bundesstaat Utah in einer runden, gummiartigen Kapsel zu Boden. Die Proben wurden dem erdnahen Asteroiden Bennu entnommen. Osiris-Rex ist der erste Nasa-Missionsversuch, Proben von einem Asteroiden zu bergen.

Spektakuläre Probe

Das Raumschiff war im Dezember 2019 nicht auf Bennu gelandet. Es kam nahe genug an den Himmelskörper heran, um einen rund 3,4 Meter langen Roboterarm auszufahren und die Oberfläche für etwa fünf Sekunden zu berühren.

Dabei hatten die Wissenschaftler entdeckt, dass die Oberfläche von Bennu nicht fest, sondern nur locker gepackt war. Anstatt von der Oberfläche abzuprallen, sank der Roboterarm mit geringem Widerstand in den Asteroiden ein.

Es gelang, Material von Bennu abzuschaben und in einem Behälter zu sammeln, der mit einem Hitzeschild ausgestattet ist. Dieser Behälter ist gegen 17 Uhr Schweizer Zeit in einem fast 800 Quadratkilometer grossen Wüstengebiet gelandet. 

Gefährdet Asteroid in einem Jahrhundert die Erde?

Bennu ist reich an Kohlenstoff und man vermutet, dass er ein Überbleibsel aus der Zeit der Entstehung des Sonnensystems ist. Der Asteroid gilt als eine Art Zeitkapsel, die Aufschluss über den Ursprung des Lebens geben könnte. Es handelt sich um geologische Materialien, die sich gebildet haben, noch bevor die Erde überhaupt existierte.

Das Weltraumgestein soll Wissenschaftlern nicht nur Hinweise auf die Entstehung der Erde liefern. Bennu wird auch untersucht, um andere Asteroiden und ihre Bewegungen im Weltraum besser zu verstehen. Die von Osiris-Rex gesammelten Informationen können bei der Entwicklung künftiger Technologien zum Unschädlichmachen von Asteroiden helfen, die mit der Erde zu kollidieren drohen.

Bennu gilt als einer der potenziell gefährlichsten erdnahen Asteroiden im Sonnensystem. Er kommt der Erde alle sechs Jahre am nächsten. Nach Angaben der Nasa könnte er im Jahr 2135 näher an der Erde vorbeifliegen als der Mond.

Viertelkilo perfektes Allmaterial

Bennu wurde 1999 entdeckt und ist vermutlich Teil eines grösseren Asteroiden, der mit einem anderen Weltraumfelsen kollidierte. Er ist etwa 800 Meter breit, 400 Meter hoch und einen halben Kilometer lang – ein Winzling verglichen mit Planeten. Seine schwarze Oberfläche ist mit Felsbrocken übersät und er umkreist die Sonne alle 14 Monate.

Dabei handelt es sich nicht um die erste Gesteinsprobe von einem Asteroiden, die den Erdball erreicht. Japan hat 2010 erfolgreich mikroskopische Körner vom Asteroiden Itokawa und 2019 Proben vom Asteroiden Ryugu zur Erde zurückgebracht. Doch damals handelte es sich um Gramms, nicht um ein ganzes Viertelkilogramm Gestein aus dem fernen Universum, das in makellosem Zustand erhalten geblieben ist und darauf wartet, von Wissenschaftlern analysiert zu werden.

Mission nicht zu Ende

Die Mission der Raumsonde ist noch nicht zu Ende. Die Raumkapsel reist nun zu Apophis, einem weiteren erdnahen Asteroiden, und ihn 18 Monate lang untersuchen. Dafür war die Mission bereits um mindestens neun Jahre verlängert worden – und trägt dann auch einen neuen Namen: Osiris-Apex. (kes/nad)

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