Die letzte europäische Ariane-5-Trägerrakete ist in den Weltraum abgehoben - doch für die europäische Raumfahrt ist das kein Grund zum Jubeln. Denn nach dem Start der Rakete in der Nacht zum Donnerstag vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana fehlen Europa nun vorerst die Mittel, um grosse Satelliten ins All zu befördern. Und auch bei den leichteren Satelliten gibt es derzeit Probleme.
Die Ariane 5 entwickelte sich in ihrer langen Geschichte schnell zum Weltmarktführer für den Transport von Telekommunikationssatelliten und sicherte zugleich den Zugang Europas zum Weltall. Zu den bedeutenden Missionen der Trägerrakete gehörten die mit dem James-Webb-Teleskop als Nachfolger von Hubble (2021), die mit der BepiColombo-Sonde zum Merkur (2018) und mit den Galileo-Satelliten, die Europas Unabhängigkeit im Bereich der Navigation ermöglichten.
Zwei Satelliten an Bord
Wie der Raketenbetreiber Arianespace mitteilte, startete die letzte Ariane 5 mit einem deutschen Telekommunikationssatelliten und einem französischen Militärsatelliten an Bord. Arianespace gehört zur ArianeGroup, die wiederum ein Gemeinschaftsunternehmen des europäischen Luftfahrtkonzerns Airbus und des französischen Triebwerkherstellers Safran ist.
Für die Ariane 5 war es der 117. Start seit 1997. Ihre Nachfolgerin, die Ariane 6, hätte eigentlich schon vor drei Jahren ihre Premiere haben sollen. Doch der Erstflug der Rakete, die die europäische Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen soll, wurde mehrfach verschoben. Mittlerweile peilt die Europäische Raumfahrtagentur Esa den Start für Ende des Jahres an - und damit mit drei Jahren Verspätung.
Krise begann mit Ukraine-Krieg
Misslich ist die Lage für die Esa, weil es auch bei der Trägerrakete für leichtere Satelliten hakt. Die frisch eingeweihte Vega C hatte bei ihrem ersten kommerziellen Flug im Dezember einen Fehlstart hingelegt und bleibt nun erstmal am Boden. «Ab Mitte dieses Jahres haben wir keinen garantierten Zugang Europas zum All mit europäischen Trägerraketen und das ist für uns alle ein riesiges Problem», hatte Esa-Chef Josef Aschbacher die Lage beschrieben.
Laut Esa begann die Krise vor knapp einem Jahr, als Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs entschied, seine Sojus-Raketen vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana abzuziehen. Wann genau die Esa die Vega C wieder einsetzen will, steht noch nicht fest. Erwartet wird, dass sie noch in diesem Jahr wieder abhebt. Die Vega C ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt. (SDA)