Aufnahmen aus Italien zeigen, wie die Mutter (29) mit ihrer 17 Monate alten Tochter und einer Flasche Deo ins Badezimmer geht. Dort beginnt die Mutter absichtlich, ihr Kind zu besprühen. Ganze elf Sekunden lang ist das nackte Kind den Aerosolen ausgesetzt. Das Mädchen weint. Sie erleidet schwere Hautverletzungen. Allerdings passiert das nicht zum ersten Mal: Die beiden waren schon mehrere Male im Spital, um die Hautverletzungen des Mädchens kontrollieren zu lassen. Beamte haben die Mutter inzwischen festgenommen.
Passiert ist das Ganze in der Lombardei, wie italienische Medien berichten. Das Mädchen litt an Hautausschlägen, hatte Verkrustungen bis hin zu offenen Schürfwunden. Immer wieder kam die Mutter mit ihrer Tochter in die Klinik – obwohl sie für die Verletzungen selber verantwortlich war.
Die Ärzte konnten sich nicht erklären, woher die Verletzungen stammen. Erst in einer Klinik in Mailand wurden die Mediziner stutzig und vertieften ihre Untersuchungen. Bluttests ergaben auffällig hohe Aluminiumwerte, wobei eine natürliche Erklärung schnell ausgeschlossen werden konnte. Die Ärzte hegten einen schlimmen Verdacht: Die Mutter würde ihre Tochter diesen Aerosolen aussetzen. Die Polizei wurde eingeschaltet – diese installierte versteckte Kameras.
Leidet Mutter am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom?
Der Schock sass tief, als die Beamten die Aufzeichnungen durchgingen und Misshandlungen feststellten. Das Einsprühen hatte für das Kind fatale Folgen. Die Deos enthalten unter anderem Parfüm und Treibgase wie Propan, Butan und Isobutan. Die Mutter wurde festgenommen. Laut Polizei soll sie ihr Kind über Monate besprüht haben. Damit war die Ursache der schweren Hautverletzungen gefunden. Das kleine Mädchen wird italienischen Medienberichten zufolge weiter im Krankenhaus behandelt. Es ist noch unklar, in wessen Obhut das Kind später übergeben wird.
Bei der Festnahme habe die Mutter gesagt: «Jetzt kommt raus, dass ich es war.» Sie wird von der Mailänder Staatsanwaltschaft wegen schwerer Kindermisshandlung angeklagt. Die Frau soll bewusst und freiwillig gehandelt haben und das, obwohl die Kleine offensichtlich weinte. «Ich habe nicht gedacht, dass es ihr weh tue, ich bedauere es sehr. Ich habe nicht gedacht, dass ich dafür verantwortlich bin, dass sie krank ist», sagte die Mutter gegenüber der Polizei.
Die Ermittler wollen ein psychiatrisches Gutachten der Frau erstellen lassen, denn ihr Verhaltensmuster könnte dem Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom entsprechen. Dabei misshandeln oder vergiften Erziehungsberechtigte ihre Schutzbefohlenen – um sie dann immer wieder von Ärzten untersuchen zu lassen. (lia)