Attentäter Hadi Matar wird in den Gerichtssaal geführt
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Treffen mit Opfer Rushdie:Attentäter Hadi Matar wird in den Gerichtssaal geführt

«Mir war ganz klar, dass ich sterbe»
Autor Rushdie trifft vor Gericht auf seinen Attentäter

Salman Rushdie tritt seinem Messerangreifer vor Gericht gegenüber. Der Schriftsteller schildert den dramatischen Vorfall vom August 2022 und die bleibenden Folgen des Attentats.
Publiziert: 05:52 Uhr
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Aktualisiert: 09:03 Uhr
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Seit dem Attentat auf einem Auge blind: Der Schriftsteller Salman Rushdie.
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Auf einen Blick

  • Salman Rushdie sagt in Verfahren gegen Messer-Angreifer vor Gericht aus
  • Autor erlitt schwere Verletzungen und ist jetzt auf einem Auge blind
  • Der Attentäter stach etwa 15 Mal auf Rushdie ein
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Zweieinhalb Jahre nach dem Attentat auf Salman Rushdie (77) ist der Schriftsteller vor Gericht jenem Messerangreifer gegenübergetreten, der ihm damals fast das Leben nahm. Er schilderte im Bezirk Chautauqua im Westen des US-Bundesstaats New York, wie er den dramatischen Vorfall im August 2022 erlebte. «Mir war ganz klar, dass ich sterbe», sagte Rushdie übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge. «Und das war mein vorherrschender Gedanke.»

Der Autor wurde damals auf offener Bühne bei einer Veranstaltung in Chautauqua attackiert. Ihm seien zunächst die dunklen und wilden Augen des herannahenden Angreifers aufgefallen, erzählte Rushdie nun am Tag nach dem Prozessauftakt. Im Gerichtssaal vermied es der auf der Anklagebank sitzende Täter – Iadi Matar – ein US-Amerikaner aus New Jersey – anwesenden Reportern zufolge, sein Opfer anzuschauen.

Schriftsteller Salman Rushdie auf Bühne angegriffen
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Video zeigt Szene nach Attacke:Schriftsteller Salman Rushdie auf Bühne angegriffen

Matar hat auf nicht schuldig plädiert. Angesichts des vor zig Augenzeugen begangenen und auf Video festgehaltenen Angriffs gibt es aber keinen Zweifel daran, dass er die Tat begangen hat. Seine Verteidigung scheint darauf abzuzielen, bei den Geschworenen Zweifel daran zu säen, dass er einen vorsätzlichen Mord begehen wollte. Bei Erfolg könnte sich das in einer geringeren Haftstrafe niederschlagen. Matar ist wegen versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung angeklagt, ihm drohen mehr als 30 Jahre Haft.

«Das ist, was davon übrig ist»

Zuerst, erzählte Rushdie, habe er gedacht, er werde geschlagen. Doch dann habe er bemerkt, dass «sehr viel Blut auf meine Kleidung floss». Immer wieder stach der Täter in der Folge auf ihn ein – in die Wange, den Hals und sein rechtes Auge. «Sehr schmerzhaft und gefährlich» sei das gewesen, schilderte der Autor. «Danach habe ich vor Schmerzen geschrien.»

Das Messer durchtrennte seinen Sehnerv – seitdem ist Rushdie auf einem Auge blind und trägt stets eine Brille mit einem abgedunkelten Glas. «Das ist, was davon übrig ist», sagte er zu den Geschworenen und hob die markante Brille an. Dahinter schien sein zerstörtes Auge laut der «New York Times» grösstenteils geschlossen zu sein.

Rushdie zufolge stach der Angreifer rund 15 Mal auf ihn ein. Während des Verhörs zeigte er auf die Körperteile, die verletzt wurden: sein Gesicht, seine Hand, seine Taille.

Vorfall in Buch verarbeitet

Unter Schock und grossen Schmerzen habe er dann bemerkt, dass sich Menschen auf den Angreifer geschmissen und ihn von ihm heruntergezogen hätten. Deswegen «habe ich wohl überlebt», so Rushdie. Die bleibenden Folgen seien nicht auf seine geminderte Sehkraft beschränkt: «Ich bin nicht mehr so energisch wie früher», sagte er. «Ich bin körperlich nicht mehr so stark wie früher.»

Rushdie hatte den Vorfall in seinem im April 2024 veröffentlichten Buch «Knife: Gedanken nach einem Mordversuch» verarbeitet. Schon vor dem Attentat hatte er um sein Leben fürchten müssen: 1989 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Chomeini (†85) wegen des als blasphemisch empfundenen Romans «Die satanischen Verse» zur Ermordung des Autors aufgerufen.

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