Minister von Sri Lanka glauben nicht an die Entführungsstory
«Die Schweiz will unsere Regierung in Verruf bringen»

Was passierte mit der Angestellten der Schweizer Botschaft tatsächlich in den Strassen von Colombo? Laut dem Aussenministerium von Sri Lanka tischt die Schweizer Botschaft Lügen auf. Die Stimmung zwischen den beiden Staaten ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
Publiziert: 02.12.2019 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2019 um 22:13 Uhr
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Vom Präsidenten zum Premierminister: Mahinda Rajapaksa wechselte vor wenigen Tagen den Job.
Foto: AFP
Guido Felder

Die Affäre der verschleppten Botschaftsangestellten in Colombo artet zu einem handfesten Streit zwischen Sri Lanka und der Schweiz aus. Der sri-lankische Industrieminister Wimal Weeranwansa (54) behauptet auf dem sri-lankischen Portal newsfirst.lk: «Es ist klar, dass die Schweizer Botschaft dieses Drama inszeniert hat, um die neue Regierung in Verruf zu bringen.» Das angeblich verletzte Entführungsopfer habe ja nicht einmal Anzeige gemacht, meint Weeranwansa.

Aber auch das sri-lankische Aussenministerium kritisiert die Schweizer Botschaft in einer offiziellen Stellungnahme auf seiner Homepage.

Obwohl die Schweizer Botschaft keine offizielle Befragung ihrer angeblich entführten Angestellten durch die Justiz zugelassen habe, sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Diese habe einen andern Ablauf ergeben, als es von der Schweizer Botschaft dargestellt werde. Das Aussenministerium schreibt: «Die Ereignisse und der zeitliche Ablauf des angeblichen Vorfalls stimmen in keiner Weise mit den tatsächlichen Bewegungen des angeblichen Opfers überein. Das belegen Zeugenbefragungen und technische Beweise wie Uber-Aufzeichnungen, Filmmaterial von Überwachungskameras, Telefonaufzeichnungen und GPS-Daten.»

Angestellte aus medizinischen Gründen nicht vernehmbar

Das Aussenministerium empfiehlt der Schweizer Botschaft, die angeblich verletzte Angestellte einer gerichtsmedizinischen Untersuchung unterziehen zu lassen. Und der Schlusssatz der Stellungnahme tönt schon fast wie eine Drohung: «Die Botschaft wird gebeten, eng mit der Regierung von Sri Lanka zusammenzuarbeiten, um die Richtigkeit der Angaben zu diesem angeblichen Vorfall festzustellen.»

Das EDA nimmt nun Stellung: Die Botschaft habe bei den sri-lankischen Behörden Anzeige erstattet und eine rasche und lückenlose Aufklärung der Hintergründe gefordert. Zudem hat die Staatssekretärin Pascale Baeriswyl den Botschafter Sri Lankas Karunasena Hettiarachchi aus Berlin ins Departement zitiert.

Allerdings sei die Angestellte aus medizinischen Gründen nach wie vor nicht vernehmbar. Sie bat dabei die sri-lankische Seite auch um eine Erläuterung der angeblichen Beweise gegen die Darstellung der Botschaft, die das Aussenministerium in seiner Mitteilung erwähnt hatte.

Baeriswyl betonte gegenüber Hettiarachchi, dass die Schweiz weiterhin bereit sei, das Vertrauen zwischen der Schweiz und Sri Lanka wieder zu stärken.

Zu Polizeichef ausgefragt

Am Dienstag war eine lokale Angestellte der Schweizer Botschaft in einem weissen Van entführt und nach zwei Stunden wieder freigelassen worden. Die Entführte soll während dieser Zeit über Polizeiinspektor Nishantha Silva befragt worden sein.

Silva ist in die Schweiz geflüchtet, weil er mit dem Tod bedroht worden war. Er ermittelte gegen die Präsidenten-Familie Rajapaksa wegen Korruption. Vor einer Woche hat Gotabaya Rajapaksa (70) seinen Bruder Mahinda Rajapaksa (74) als Staatspräsident abgelöst. Mahinda musste wegen der Begrenzung der Amtszeit zurücktreten, amtet dafür aber jetzt als Premierminister.

Die Schweiz erachtet den Zwischenfall als «sehr gravierenden und nicht akzeptablen Angriff» auf eine ihrer diplomatischen Vertretungen und deren Angestellte.

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