Unbekannte wollten Infos
Angestellte der Schweizer Botschaft in Sri Lanka entführt

In der Hauptstadt Sri Lankas ist eine lokale Mitarbeiterin der Schweizer Botschaft gekidnappt worden. Das Aussendepartement betrachtet den Vorfall als «sehr gravierenden und nicht akzeptablen Angriff».
Publiziert: 27.11.2019 um 14:51 Uhr
|
Aktualisiert: 27.11.2019 um 16:41 Uhr
1/7
An der Spitze: Gotabaya Rajapaksa (r.) ist Staatspräsident, sein Bruder Mahinda Rajapakse wurde Premierminister.
Foto: AFP

Eine lokale Angestellte der Schweizer Botschaft in Colombo ist von Unbekannten längere Zeit gegen ihren Willen festgehalten und bedroht worden. Sie sollte geschäftsrelevante Informationen preisgeben. Die Schweiz hat den sri-lankischen Botschafter ins EDA zitiert.

Die Schweiz erachte den Zwischenfall als «sehr gravierenden und nicht akzeptablen Angriff» auf eine ihrer diplomatischen Vertretungen und deren Angestellte, sagte Pierre-Alain Eltschinger, Sprecher des Aussendepartements EDA, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu einer Meldung des Onlineportals lankanewsweb.net.

Polizeiinspektor bittet in der Schweiz um Asyl

Die Plattform hatte berichtet, die Angestellte der Schweizer Botschaft sei am Dienstag in einem weissen Van entführt und nach rund zwei Stunden wieder freigelassen worden. Die Entführte soll während dieser Zeit über einen hohen Beamten befragt worden sein.

Bei diesem Beamten handelt es sich um Polizeiinspektor Nishantha Silva. Silva ist gemäss einem Bericht in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom Mittwoch in die Schweiz geflüchtet, weil er mit dem Tod bedroht wurde.

Er ermittelte gegen die Präsidenten-Familie Rajapaksa wegen Korruption. Vor einer Woche hat Gotabaya Rajapaksa (70) seinen Bruder Mahinda Rajapakse (74) als Staatspräsident abgelöst. Mahinda musst wegen der Begrenzung der Amtszeit zurücktreten, amtet dafür aber jetzt als Premierminister.

Schweizer Botschaft erzürnt

Das EDA erwähnte in einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage einen «schweren Sicherheitsvorfall» auf der Schweizer Botschaft in Colombo. Die Schweiz fordert von den sri-lankischen Behörden eine rasche und lückenlose Aufklärung der Hintergründe. Weiter verlangt sie, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und die Sicherheit der Schweizer Vertretung in Colombo und ihrer Mitarbeitenden wieder vollumfänglich garantiert wird.

Diese Forderungen hat der Schweizer Botschafter in Sri Lanka am Mittwoch Premierminister Mahinda Rajapakse (74) und Aussenminister Dinesh Gunawardena (70) zusammen mit einer Protestnote übermittelt.

In Bern hat das EDA zudem den sri-lankischen Botschafter zitiert. Da Sri Lanka in der Schweiz keine Botschaft unterhält, musste der für die Schweiz zuständige Botschafter aus Berlin einfliegen, wie das EDA auf Anfrage von BLICK erklärt.

Asylgesuch in der Schweiz

Ob die Entführung einen Zusammenhang hat mit der erwähnten angeblichen Flucht des hohen sri-lankischen Untersuchungsbeamten in die Schweiz, blieb unklar. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) wollte auf Anfrage den Bericht der NZZ nicht bestätigen. Einzelfälle würden aus Rücksicht auf den Persönlichkeitsschutz nicht kommentiert.

Gemäss dem Zeitungsbericht soll der Beamte Sri Lanka bereits am Sonntag verlassen haben und sich in der Schweiz um Asyl bemühen. Die sri-lankischen Behörden hätten die Leibwächter abgezogen, obwohl der Mann Todesdrohungen erhalten habe.

Der Spitzenbeamte untersuchte Korruptionsfälle und Menschenrechtsverletzungen in seinem Land, namentlich während des ersten Rajapaksa-Regimes von 2005 bis 2015. Der Clan hat die Vorwürfe stets bestritten.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?