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Milliarden-Blockade des Suezkanals ist nicht die erste Havarie des Container-Giganten
«Ever Given» ist schon einmal abgeschifft

Die «Ever Given» steckt noch immer quer im Suezkanal und bringt die Weltwirtschaft durcheinander. Schon 2019 kam der Gigant dem Land gefährlich nahe und sorgte für Sachschaden.
Publiziert: 27.03.2021 um 09:11 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2021 um 11:21 Uhr
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Nun soll mit einem schwimmenden Saugbagger genug Sediment um das Schiff herum abgetragen werden, um es zu befreien.
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Michael Sahli

Es ist der teuerste Stau der Welt: Schon über 200 Schiffe sitzen vor dem Suezkanal fest. Seit Dienstag versperrt das havarierte Containerschiff «Ever Given» die Wasserstrasse – über die 12 Prozent des weltweiten Handelsvolumens abgewickelt werden. Während die Rechnung stündlich teurer wird, bringt noch etwas anderes die Verantwortlichen in Erklärungsnot: Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass sich der schwimmende Gigant in die Negativschlagzeilen manövriert.

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Schon vor zwei Jahren kam das Schiff dem Ufer gefährlich nahe. Im Februar 2019 rammte der Container-Riese in Hamburg (D) die Passagierfähre «Finkenwerder» und einen Anleger. Nur weil keine Passagiere an Bord waren, blieb eine Katastrophe aus. Bilder von damals zeigen, dass das kleine Passagierschiff und der Anleger bei der Kollision schwer beschädigt wurden: eingedrückte Aufbauten, zerstörte Scheiben, verbogenes Metall. Ein Crewmitglied der Fähre wurde leicht verletzt, zwei weitere erlitten einen Schock. Sachschaden: eine Million Euro.

Ermittlungen gegen Kapitän

Ein schockierter Anwohner filmte, wie sich der 400-Meter-Frachter mit wenigen Metern Abstand am Wohnzimmerfenster vorbeischob. Die Polizei ermittelte gegen den Kapitän, einen Inder (damals 39). Als wahrscheinliche Unfallursache wurden starke Winde genannt.

Auch kurz vor der Suez-Blockade zeigte der Kapitän der «Ever Given» ein Flair für eigenwillige Kurswahl. Die Satellitendaten zeigen: Beim Warten auf die Einfahrt zieht das Schiff Schlangenlinien – und scheint danach per GPS einen Penis auf die Karte zu zeichnen. Ein Unternehmenssprecher der Reederei sprach im «Spiegel» verteidigend von «purem Zufall».

Währenddessen gehen die Bergungsversuche unter Hochdruck weiter. Mit einem schwimmenden Saugbagger wird versucht, genug Sediment um das Schiff herum abzutragen, um es zu befreien. Auch das Entladen von Containern ist eine Idee, um für mehr Auftrieb zu sorgen.

Blockade kostet jeden Tag etwa eine Milliarde

Die Zeit drängt. Wie der Versicherungskonzern Allianz errechnet hat, kostet die Blockade pro Woche sechs bis zehn Milliarden US-Dollar. Jeder dritte Schiffscontainer weltweit muss durch das Nadelöhr, auch Öltanker stehen im Stau. Selbst wenn der Durchgang wieder frei ist: Weil nur eine beschränkte Anzahl Schiffe den Kanal passieren kann, dürfte der Mega-Stau noch einige Tage bleiben.

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Immerhin: In der Schweiz sind keine Engpässe bei der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern zu befürchten, wie es am Freitag beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung hiess.

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