Alles war schon beschlossen und absegnet. Es fehlte nur noch die Unterschrift des Gesundheitsministers in Rom. Ab morgen sollte in der Lombardei zwischen 23 und 5 Uhr morgens eine Ausgangssperre verhängt werden. Am Wochenende hätten die Einkaufszentren schliessen müssen. Nur Lebensmittelläden wäre der Betrieb erlaubt gewesen.
Mit diesen Mini-Lockdowns wollte die Region die rasante Verbreitung des Coronavirus eindämmen. Denn die Zahlen schüren erneut die Angst: 2023 Neuinfizierte, 19 Tote und 123 Corona-Patienten auf Intensivstationen in den vergangenen 24 Stunden. Bürgermeister, Landesregierung, Rom – alle waren sich einig im Kampf gegen die Pandemie. Nur einer spielte nicht mit: Matteo Salvini (47).
Matteo Salvini (47) stellt sich quer
Ganz nach Trump-Manier versuchte der Chef der Lega Nord in letzter Minute den Massnahmenkatalog seines Parteifreundes Attilo Fontana (68) zu blockieren und pfiff den Präsidenten der Lombardei zurück. In einer Videokonferenz habe der rechtspopulistische Führer die Stimme erhoben, berichten Zeugen im «Corriere della Sera». «Bevor hier Läden geschlossen werden, will ich erst einmal kapieren, was vorgeht», habe Matteo Salvini gepoltert, «die Regierung lehnt all unsere Forderungen ab. Jetzt sollen wir das Kreuz tragen und mit unpopulären Massnahmen unsere Bürger verärgern?»
Piemont, Kampanien und Ligurien ziehen nach
Der einstige Innenminister Italiens und selbsterklärter Lega-König wehrt sich vor allem gegen die Schliessung der Einkaufszentren für die kommenden drei Wochenenden – offenbar, nachdem Lega-Anhänger aus dem Metier sich bei ihm beschwert hatten. Er fordert nun von den Bürgermeistern, den Massnahmenkatalog der Landesregierung zu entschärfen.
Doch die Regionalregierung hört nicht auf ihn. Attilio Fontana schliesst das neue Corona-Dekret auch gegen den Willen Salvinis ab. Jetzt kann es endlich dem italienischen Gesundheitsminister Roberto Speranza (41) zur Unterzeichnung vorgelegt werden. Die nächtliche Ausgangssperre und die Schliessung der Einkaufszentren am Wochenende treten somit wie geplant morgen in Kraft. Andere Regionen folgen dem Beispiel. So erliessen auch das Piemont, Kampanien und zum Teil Ligurien eine nächtliche Ausgangssperre.