Hier führt die Polizei den Mafia-Boss ab
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In Palermo verhaftet:Hier führt die Polizei den Mafia-Boss ab

Matteo Messina Denaro (61) trug bei Verhaftung eine Richard Mille im Wert von 35 000 Franken
Der sizilianische Mafiaboss liebte Schweizer Luxusuhren

Er war der meistgesuchte Mafiaboss Italiens. Am Sonntagmorgen gelingt es einer Hundertschaft von Carabinieri, den 61-jährigen Massenmörder in Palermo zu verhaften.
Publiziert: 16.01.2023 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2023 um 09:08 Uhr
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Jubel in Palermo. Stolz führen die Carabinieri der sizilianischen Hauptstadt den Super-Boss Matteo Messina Denaro (61) ab. Der Pate der Cosa Nostra war 30 Jahre lang auf der Flucht.
Foto: imago/ZUMA Press
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Es ist 9.35 Uhr. Der Verkehr an der via San Lorenzo wird umgeleitet. Polizeisirenen heulen auf. Das Blaulicht spiegelt sich in den Regenpfützen des Asphalts. Vermummte Beamte springen aus schwarzen Zivilfahrzeugen, Maschinengewehre am Anschlag, während Schaulustige die Trottoirs füllen. Ein zierlicher Mann von kleiner Statur mit dunkler Brille und Wollmütze wird auf den Rücksitz eines schwarzen Mitsubishi-SUVs geschoben. Er leistet keinen Widerstand. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer: «Diabolik» ist verhaftet! Die Menschen auf der Strasse applaudieren.

Drei Stunden zuvor hatte eine Hundertschaft Carabinieri das Gelände der Privatklinik Maddalena im Norden Palermos umstellt. Der Hinweis kam von der Krebsstation. Matteo Messina Denaro (61) solle sich dort aufhalten. Der meistgesuchte Verbrecher Italiens leide an einem Darmtumor, er sei in ambulanter Behandlung. Das Überfallkommando dringt ins Gebäude ein.

Über 50 Morde begangen oder in Auftrag gegeben

Noch einmal versucht der einst so mächtige Mafiaboss zu entkommen. Er flieht aus der Klinik. Weit kommt er nicht. In der nächsten Bar wird Denaro, auch «Diabolik» oder «U Siccu» (der Magere) genannt, festgenommen. Warum der Mafia-Milliardär auch den dritten Spitznamen «Rolex» hat, ist an seinem Handgelenkt sichtbar. Bei seiner Verhaftung trägt Denaro eine Richard Mille im Wert von 35 000 Franken. Sie zählt zu seiner Sammlung von Schweizer Luxusuhren. Denaros Vorliebe gilt den goldenen Rolex. Nun ist seine Zeit abgelaufen – als Superboss und auch gesundheitlich. Über ein Jahr lang liess er sich in dieser sizilianischen Krebsklinik unter falschem Namen und unerkannt wegen seiner Krebserkrankung behandeln, sogar operieren.

Seit 1993 stand Denaro ganz weit oben auf der weltweiten Fahndungsliste. In den vergangenen Jahren zog sich die Schlinge um den Hals des Paten allerdings stetig weiter zu. Verwandte und Vertraute landeten, einer nach dem anderen, im Knast. Der Schutzwall bröckelte.

Am Montagmorgen gelingt den sizilianischen Carabinieri die spektakuläre Verhaftung des letzten grossen Mafiabosses der Cosa Nostra. Exakt vor 30 Jahren wurde der damalige Boss der Bosse, Salvatore «Toto» Riina (†87), verhaftet. Denaro galt als dessen Kronprinz. Als 2006 auch noch der Mafia-Pate Bernardo Provenzano (1933–2016) festgenommen wurde, übernahm Denaro die Führung der Cosa Nostra.

Über 50 Morde hat der Super-Mafioso begangen oder in Auftrag gegeben. Mit 18 tötete er das erste Mal. Mit 30 prahlte Denaro vor einer Freundin: «Ich habe genug Menschen getötet, um einen Friedhof zu füllen.» 1992 war Denaro Teil eines Killerkommandos gegen einen rivalisierenden Mafiaboss. Dessen schwangere Frau erdrosselte er eigenhändig.

Mehrfach wegen Mordes zu lebenslänglich verurteilt

Er war beteiligt an den Bombenanschlägen von 1992 in Palermo, bei denen Italiens berühmteste Mafiajäger, Giovanni Falcone (1939–1992) und Paolo Borsellino (1940–1992) ums Leben kamen. Im Sommer 1993 gingen zehn Dynamit-Attentate in Florenz, Mailand und Rom auf sein Konto. Die Bilanz damals: zehn Todesopfer und 106 Verletzte.

Im November darauf organisierte der Mafiaboss die Entführung eines 13-Jährigen. Der Bub wurde nach langer Gefangenschaft erwürgt, sein Körper in einem Säurefass aufgelöst. Es folgten unzählige weitere Gewalttaten, bei denen Denaro die Strippen zog. Insgesamt werden ihm sieben Massaker zur Last gelegt. Der Pate wurde mehrfach wegen Mordes in Abwesenheit zu lebenslänglich verurteilt. Abgesessen hat er nicht einen einzigen Tag. Bis jetzt.

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