Er war einer von Trumps grössten Fans. Selbst nach dem Sturm aufs Kapitol hielt der Abgeordnete Matt Gaetz (38) dem umstrittenen Präsidenten die Treue. Dank seiner Medienpräsenz und seiner scharfen Zunge machte sich der politische Newcomer aus Florida schnell einen Namen – ganze 346 Auftritte auf konservativen TV-Sendern absolvierte er seit August 2017.
Kam Trump auf seiner Wahltour nach Florida, heizte Gaetz dem Publikum gerne vorab ein. Seine zwölf Jahre jüngere Verlobte Ginger Luckey (26) soll er in Trumps Golfklub Mar-a-Lago kennengelernt haben.
Jetzt aber kämpft der republikanische Shootingstar um seine politische Zukunft. Es geht um Sex, Minderjährige – und Menschenhandel.
Gaetz soll unter anderem eine sexuelle Beziehung mit einem 17-jährigen Mädchen gehabt haben und dafür bezahlt haben, dass sie die Staatsgrenze übertritt. Ans Licht kam das im Zuge einer Untersuchung, die noch unter Trumps Justizminister William Barr (70) begann – und ausgerechnet von Gaetz' Idol Trump genehmigt wurde.
Gaetz suchte Sex offenbar auf «Sugar Daddy»-Webseiten
Die Untersuchung führte bereits zur Verhaftung und Anklage von Gaetz-Freund Joel Greenberg (36), einem Ex-Steuereintreiber aus der Nähe von Orlando. Ihm werden unter anderem Stalking, Betrug, Bestechung, Unterschlagung, Identitätsdiebstahl, Fälschung und Sexhandel vorgeworfen. Laut der «New York Times» steht bei aktuellen Ermittlungen im Fokus, ob Greenberg und Gaetz über «Sugar Daddy»-Webseiten nach Frauen gesucht haben, die ihnen im Austausch für Geld und Geschenke Sex bieten.
«Die Times hat Quittungen von Cash App, einer App für mobile Zahlungen, und Apple Pay überprüft, aus denen Zahlungen von Herrn Gaetz und Herrn Greenberg an eine der Frauen sowie Zahlungen von Herrn Greenberg an eine zweite Frau hervorgehen», berichtet die «NYT». Die Frauen hätten ihren Freunden offenbar erzählt, dass die Zahlungen für Sex mit den beiden Männern waren.
Abgeordneter bestreitet alles
Obwohl das Beweismaterial offenbar erdrückend ist, bestreitet Gaetz sämtliche Vorwürfe. Im «Washington Examiner» veröffentlichte er einen Kommentar, in dem er Parallelen zu der von ihm als ungerechtfertigt eingestuften politischen Verfolgung von Trump, Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh (56) und Senator John McCain (†81) zog.
«Washingtoner Skandalzyklen sind vorhersehbar und Sex ist in der Politik besonders stark», schreibt Gaetz. «Lassen Sie mich zunächst alle daran erinnern, dass ich ein Vertreter im Kongress bin, kein Mönch und schon gar kein Verbrecher.» Und zitiert Donald Trump: «Sie sind nicht hinter mir her, sie sind hinter dir her – ich bin nur im Weg.»
Trump äussert sich zu Fall Gaetz
Während die Demokraten bereits Gaetz' Entfernung aus dem Justizausschuss im Kongress fordern, hält sein Idol offenbar zu ihm. Ex-Präsident Donald Trump bestreitet einen Bericht der «NYT», wonach Gaetz Trump in seinen letzten Amtswochenenden vorab um eine Begnadigung gebeten hatte.
«Der Kongressabgeordnete Matt Gaetz hat mich nie um ein Pardon gebeten», sagte Trump in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. «Es sollte auch daran erinnert werden, dass er die Vorwürfe gegen ihn völlig bestritten hat.» (kin)