Machtkampf um Putins Heimatstadt
Das steckt hinter Prigoschins Gouverneurs-Angriff

Vergangene Woche kritisierte Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin den Gouverneur von St. Petersburg scharf. Dahinter steckt berechnendes Kalkül, wie eine ISW-Analyse zeigt. Denn Prigoschin will seine Macht mit allen Mitteln ausbauen.
Publiziert: 11.04.2023 um 11:26 Uhr
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Jewgeni Prigoschin will in die Politik.
Foto: RIA
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Marian NadlerRedaktor News

«Er ist absolut nutzlos für diese Stadt», schimpfte Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (61) jüngst über Alexander Beglow (66), den Gouverneur von St. Petersburg. In grobem Ton liefert er sich einen heftigen Machtkampf mit dem Politiker der Kremlpartei Einiges Russland. Was steckt dahinter?

Schon seit Längerem wird Prigoschin nachgesagt, er hätte politische Bestrebungen. Der US-amerikanische Thinktank Institute for the Study of War (ISW) hat jetzt Prigoschins politische Pläne analysiert und aufgedeckt.

So berichte das russische Oppositionsblatt «Meduza» jüngst von einer zunehmenden Zusammenarbeit des Wagner-Bosses mit dem Parteivorsitzenden der kremlnahen Partei Gerechtes Russland, Sergej Mironow (70).

Den US-Experten zufolge versucht Prigoschin, die Kontrolle über die Partei an sich zu reissen und die Partei zu übernehmen, um seinen politischen Einfluss zu vergrössern. Der aktuelle Parteivorsitzende Mironow seinersets versucht, die Zusammenarbeit mit Prigoschin zu nutzen, um sich an der Macht zu halten.

Prigoschins Plan mit der Partei Gerechtes Russland

In einem ersten Schritt soll Prigoschin laut dem ISW eine Führungsposition im St. Petersburger Zweig von Gerechtes Russland ins Auge gefasst haben. Der Chefsessel in der Heimatstadt von Kremlchef Wladimir Putin (70) gilt als einer der wertvollsten Aktivposten innerhalb der Partei und ist mit viel Einfluss verbunden.

Das würde auch den verbalen Frontalangriff auf Gouverneur Beglow erklären. Der Wagner-Boss sei schon ganz heiss auf den Konkurrenzkampf mit dem Gouverneur, heisst es im ISW-Bericht.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Die russische Präsidialverwaltung rund um Kreml-Boss Putin dürfte Prigoschins Konflikte mit Regierungsbeamten und Beglow nicht gutheissen. Zudem dürfte Putin angesichts des schwelenden Zoffs mit Prigoschin dem Wagner-Boss kaum erlauben, die Kontrolle über Gerechtes Russland tatsächlich zu übernehmen.

Prigoschin könnte im Kreml für Ärger sorgen

Bereits haben zudem vier Mitglieder die Partei verlassen. Einige führten die Annäherung von Mironow und Prigoschin als Grund für ihren Austritt an.

Hinzu kommt: Die Kooperation zwischen Mironow und Prigoschin könnte auch im Kreml für Ärger sorgen. Denn: Mironow setzt sich für die Anerkennung Wagners in Russland ein. Bislang ist die Söldnertruppe nicht offiziell anerkannt. Zudem wolle man laut einer Quelle die russische Politik «unbedingt vor Prigoschin schützen» – wohl, um den Einfluss Putins nicht zu gefährden.

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