Es wird gehupt, geflucht und gebremst: 700'000 Fahrzeuge drängen sich täglich durch die Strassen von Manhattan. Wer mit dem Auto durch das Stadtzentrum von New York fährt, soll deshalb in Zukunft eine Mautgebühr von 15 Dollar (13 Franken) pro Tag bezahlen, schreibt die «New York Times».
Um zum Times Square, nach Chelsea oder Soho zu gelangen, müssen Autos, Motorräder und Lastwagen tief in die Tasche greifen. Die Mautzone erstreckt sich von der 60th Street bis zum Battery Park. Jährlich sollen so 1 Milliarde Dollar in die Kassen der Stadt gespült werden. Damit sollen wiederum das U-Bahn-Netz und das Busnetz verbessert werden.
New York ist damit die erste Stadt in den USA, die auf ein Mautsystem setzt. «Wir haben gesehen, dass es anderswo auf der Welt funktioniert, und jetzt wird es konkret», sagte Carl Weisbrod, Vorsitzender der Stadtentwicklung. Es sei ein grosser Schritt für die Region.
Je nach Fahrzeug bis zu 23 Dollar
Der Vorschlag einer Gebühr wird bereits seit Jahren diskutiert. Am Mittwoch wurde der konkrete Vorschlag von der Verkehrsgesellschaft eingereicht und am Donnerstag wird weiter darüber beraten.
Wenn die Mautgebühr angenommen wird, tritt sie ab Mai 2024 in Kraft. Die Preise variieren je nach Fahrzeug. Wer mit dem Motorrad fährt, zahlt 7.50 Dollar, LKW zahlen je nach Grösse 24 oder 36 Dollar und Autos 15 Dollar. Bisher ist auch für Uber und Taxifahrer keine Ausnahme angedacht.
Ziel ist nicht nur der Schutz der Umwelt. Auch vollgestopfte Strassen sollen entlastet werden. Denn der Verkehr frustriert Autofahrer. 2021 betrug die Zeit im Stau pro Autofahrer und Jahr 102 Stunden – damit zählt die Grossstadt mit 8,8 Millionen Einwohnern zu den staureichsten Städten der Welt.
Der Vorschlag löst gemischte Gefühle aus. New York zählt ohnehin schon zu den teuersten Städten der Welt – nun soll es noch mehr Kosten geben. Die Behörden hatten Gebühren zwischen 9 und 23 Dollar vorgeschlagen, die Verkehrsgesellschaft hat sich für einen Mittelweg entschieden.
New Jersey klagt
Immerhin: Ab 21 Uhr soll die Mautgebühr für die New Yorker Innenstadt um 75 Prozent sinken. Und: Einkommensschwache Autofahrer sollen die Tagesmaut zum halben Preis erhalten. Doch das stellt nicht alle zufrieden.
Gesetzgeber in New Jersey klagten gegen die US-Bundesregierung, die den Mautplan abgesegnet hatte, und gaben zu bedenken, dass die Maut Einwohner unnötig finanziell belasten würde. 400'000 Menschen aus New Jersey arbeiten in New York – viele davon fahren mit dem Auto in die Stadt. Das Verfahren läuft noch. Trotz Klage soll am Donnerstag die Entscheidung darüber fallen, ob New York als erste Stadt in den USA eine Maut verlangt. (jwg)