Ischgl ist das Epizentrum des Corona-Ausbruchs in Österreich. 611 Ansteckungen in Österreich sind auf den Skiort zurückzuführen. In ganz Europa sollen es doppelt so viele sein, teilt die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) am Donnerstag mit.
Bisher galt ein Barkeeper der Après-Ski-Bar «Kitzloch» als «Patient 0» – er wurde am 7. März positiv auf das Coronavirus getestet. Dabei soll er Dutzende Gäste angesteckt haben. Daraufhin hat er die Rolle des angeblichen Weiterverbreiters erhalten. Aber: Eine Schweizer Kellnerin habe das Virus nach Ischgl gebracht, sagte Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der Ages, an einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Das war jedoch ein Fehler der Behörden. Die Schweizerin hatte am 5. März erste Symptome gezeigt – nicht schon am 5. Februar wie zunächst behauptet. Positiv getestet worden ist sie erst am 9. März. Der Barkeeper ist also nach wie vor der «Patient 0». «Hier dürfte bei der Eingabe in oder Übernahme aus dem EMS-System ein Eingabefehler passiert sein, es bleibt in diesem Fall beim Datum 5.3.», stellt das österreichische Gesundheitsministerium jetzt klar.
Schweizerin ist wieder «pumperlgesund»
Die Schweizerin ist laut Angaben des Allerberger «pumperlgesund», wie es in Österreich umgangssprachlich ausgedrückt wird. Ebenso die weiteren Angestellten der Bar, die alle höchstens 50 Jahre alt sind. Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagte am Donnerstag an der Medienkonferenz in Bern, dass das BAG über diesen Fall nicht informiert gewesen sei und es keine Rückverfolgung zu diesem Fall gegeben habe.
Am 9. März wurde das «Kitzloch» gesperrt. Tags danach wurden alle Après-Ski-Lokale in Tirol zugemacht. Am 11. März wurde die Sperrung des Skigebiets Ischgl verkündet. Doch es war zu spät: Eine Auswertung von Handydaten zeigte kürzlich, wie sich das Virus von Ischgl über ganz Europa verbreitet haben könnte – auch in die Schweiz. (vof/szm)