Es hätte eine ganz besondere Kreuzfahrt für ein älteres Ehepaar aus dem US-Bundesstaat Utah werden sollen. Mit Freunden und Familie war Richard Gordon (85) gemeinsam mit seiner Frau Claudene (81) an Bord der Norwegian Viva. Später in der Woche stand Richards Geburtstag auf dem Programm. Als das Schiff am Hafen von Motril im Süden von Spanien anlegt, wollen Richard und Claudene auf eigene Faust auf Erkundungstour gehen und machen sich auf nach Granada.
Auf dem Weg zurück kommt es zur Verzögerung: Wie Richard Gordon gegenüber CNN am Telefon sagt, wird ihr Bus von stürmischem Wetter in Kombination mit Regenschauer aufgehalten. Am Hafen angelangt dann der Schock – der Kreuzfahrtriese ist bereits ausgelaufen. Auch die Freunde, die sie über die Verspätung informiert hatten, können nichts mehr ausrichten. Ihnen wird von der Besatzung mitgeteilt, dass man pünktlich ablegen müsse.
Ladegeräte und Medikamente waren weg
«Ich bin ein erfahrener Reisender und habe in meinem Leben wahrscheinlich schon 30 Kreuzfahrten gemacht», so Richard zu CNN. «Und wir haben noch nie ein Schiff verpasst.» Er ärgert sich über die Pünktlichkeits-Aussage, denn zuvor habe man schon in Lissabon wie auch in den Tagen darauf verspätet abgelegt. Es sei also ganz und gar nicht so, dass es keinen Spielraum gebe. Zudem waren auf dem Schiff Claudenes Medikamente, Richards Brille sowie Ersatzbatterien für die Hörgeräte und die Handy-Ladegeräte.
Ein Mediensprecher des Unternehmens entgegnet: «Ein Kreuzfahrtschiff folgt einer Reiseroute mit festgelegten Ankunfts- und Abfahrtszeiten. Die Routen werden sorgfältig koordiniert und lange vor der Reise geplant, um sicherzustellen, dass alle unsere Gäste das Erlebnis haben, das sie sich vorstellen. Es gibt zwar ein kleines Zeitfenster, in dem verspätete Gäste untergebracht werden können, aber das Paar kam ausserhalb dieses Fensters an.»
Gestrandet auf kleinem Inselstaat
Letztlich organisiert die Tochter der beiden einen Flug nach Palma de Mallorca, wo das Schiff als Nächstes anlegen wird, sowie ein Hotel. Von dort werden die Senioren am 1. Mai durch einen vom Schiff organisierten Transport mit einer schwarzen BMW-Limousine abgeholt und wieder an Bord gebracht. «Wir wurden an diesem Mittwoch wirklich königlich behandelt», so Richard Gordon versöhnlich.
Erst Ende März strandeten Feriengäste einer Kreuzfahrt von «Norwegian Cruise» in einem kleinen Inselstaat vor der Küste Afrikas, in São Tomé und Príncipe. Auch diese Passagiere schafften es damals nicht pünktlich zurück an den Hafen. Als sie eintrafen, soll das Schiff nach Aussagen eines Gastes noch dort gewesen sein, der Kapitän habe sich aber geweigert, die Passagiere an Bord zu lassen. (dmo)