Gut gelaunt sitzt Ramsan Kadyrow (47) im TV-Studio. Der sonst so furchteinflössende Tschetschenen-Führer lächelt. Die Stimmung des Machthabers hat die russische Luftabwehr gehoben, wie er im Gespräch mit Regierungsoffiziellen verrät.
Grossmäulig prahlt der gute Freund von Russlands Präsident Wladimir Putin (71): «Ich fragte die Russen, die unsere Luftabwehr kontrollieren, was sie tun würden, wenn ein Flugzeug unser Territorium angreifen würde. Sie sagten mir, wenn 5000 Flugzeuge das Land gleichzeitig angreifen würden, würden sie sie alle gleichzeitig mit einem Button abschiessen. Das sind ihre Kapazitäten. So gut ist unser Luftabwehrsystem.»
X-Nutzer verspotten Kadyrow
Was Kadyrows TV-Auftritt vor wenigen Tagen im Nachhinein peinlich macht: Nur wenig später flogen zwei ukrainische Drohnen im Auftrag des ukrainischen Militärgeheimdienstes bei einem Luftangriff in ein Wohnheim unweit einer Drohnen-Fabrik sowie in eine Ölraffinerie in der russischen Teilrepublik Tatarstan. Die Drohnen-Ziele lagen rund 1200 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt. Hinzu kommt: Angeblich sollen die Maschinen eine Spannweite von fünf Metern aufgewiesen haben. Die russische Luftabwehr hatte also mehr als genug Zeit, die Flugobjekte zu bemerken und auszuschalten.
Bei dem Angriff wurden laut russischen Medien mehrere Menschen verletzt. Videos in den sozialen Medien zeigten eine heftige Explosion, Menschen, die anschliessend die Flucht ergriffen, sowie das beschädigte Wohnheim.
«Die Drohnen wurden von der russischen Luftabwehr verpasst», frotzelte der ukrainische Politiker Anton Geraschtschenko (45), der als Berater für das ukrainische Innenministerium fungiert, auf der Plattform X. Hunderttausende Nutzer sahen Geraschtschenkos Post, in den Kommentaren hagelte es Spott für Kadyrow.
Kadyrows loses Mundwerk
«Die Demut kam schnell», schreibt etwa ein User. «Was er eigentlich meinte: ‹Wenn mindestens 5000 Flugzeuge gleichzeitig in unser Territorium eindringen würden, könnten wir sie entdecken, sonst ist unsere Flugabwehrerkennung nicht empfindlich genug›», höhnte ein anderer Nutzer.
Kadyrow ist für sein loses Mundwerk bekannt. Als er kurz nach Beginn der russischen Invasion auf die Verluste in den eigenen Reihen angesprochen wurde, entgegnete er trocken: «Ja, im Krieg wird getötet, und das war nun mal ihre Berufswahl.» In Tschetschenien regiert der Diktator mit harter Hand und schreckt auch vor Folter nicht zurück, was ihm den Spitznamen «Putins Bluthund» einbrachte.