Kreml-Experte Alexander Gabuev warnt
«Putin bereitet sich auf einen noch grösseren Krieg vor»

In den letzten Tagen haben die Ukrainer auf dem Schlachtfeld einige Erfolge erzielt. Wer glaubt, dass sich Kremlmachthaber Wladimir Putin geschlagen gibt, täuscht sich. Laut Experten bereitet dieser vielmehr die Eskalation des Konflikts vor.
Publiziert: 01.08.2023 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 02.08.2023 um 10:37 Uhr
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Laut Russland-Experten Alexander Gabuev bereitet sich Russland auf einen grösseren Krieg vor.
Foto: Detons Global Advisors

Die Gegenoffensive der Ukrainer läuft auf Hochtouren. Meldungen über Erfolge der ukrainischen Streitkräfte haben sich in den letzten Tagen gehäuft. Neben einem erfolgreichen Angriff auf eine Brücke zur von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim konnten die Ukrainer auch bei Bachmut im Osten Vorstösse erzielen.

Wer glaubt, dass der russische Präsident Wladimir Putin (70) klein beigibt, hat sich aber getäuscht. Der Kremlchef dementiert nicht nur jegliche Erfolge der Ukrainer, sondern soll sich gar auf einen noch grösseren Krieg als bisher vorbereiten. Das zumindest behauptet Alexander Gabuev in einem Beitrag der «Financial Times». Der Experte war zuvor Chef-Analyst der Denkfabrik «Carnegie Moscow Center» und ist inzwischen als Direktor des «Carnegie Russia Eurasia Center» tätig.

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«Putins Willen, den Krieg zu eskalieren, ist nicht zu unterschätzen»

Auch wenn es verständlich sei, dass viele in der Ukraine und im Westen glauben wollen, der russische Präsident sei in die Enge getrieben worden, dürfe man seinen Willen nicht unterschätzen, den Krieg zu eskalieren.

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Um seine Pläne zu realisieren, habe der Kremlchef bereits in der letzten Wochen vorgesorgt. So habe er ein neues Militärgesetz verabschiedet, mit welchem das Einberufungsalter für die Armee von 27 auf 30 Jahre erhöht wird. Ein cleverer Schachzug – dem unabhängigen Portal «Meduza» zufolge wird Putins Armee damit auf einen Schlag um 700'000 Soldaten aufgestockt. Zudem sollen sämtliche Militärangehörige, die einberufen wurden, das Land nicht mehr verlassen dürfen.

Truppenstärke drei- bis viermal so gross wie die Ukraine

Gabuev zufolge rüstet der Kreml also mächtig auf: «Putin setzt darauf, dass die potenziell mobilisierbare russische Truppenstärke drei- bis viermal so gross ist wie die der Ukraine und die einzige dringende Aufgabe besteht darin, diese Ressource nach Belieben anzuzapfen.»

Er wolle viel mehr Männer mobilisieren, bewaffnen, ausbilden und in den Kampf zu schicken. «Genau das ist der Zweck des neuen Gesetzes, das dem Kreml helfen soll, eine weitere offizielle Mobilisierung zu vermeiden», schreibt der Experte.

Dieser Ansicht ist auch Andrej Kartapolow (60), der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Duma. Diese Änderungsanträge seien für einen grossen Krieg und eine allgemeine Mobilisierung geschrieben worden. Und: «Der Geruch dieses grossen Krieges ist bereits zu riechen», so Kartapolow.

Eins ist klar: Trotz zahlreicher Gewinne der Ukrainer setzt Wladimir Putin voll auf Kriegskurs. Zumindest an den finanziellen Mitteln dürfte seine Offensive nicht scheitern. Alexander Gabuev: «Die Kriegskasse des Kremls ist noch immer prall gefüllt.» (dzc)

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