14 davon seien Zivilisten gewesen, sagte ein WHO-Sprecher am Dienstag in Genf.
Flüchtlingsstrom aus der Stadt
Zahlen stammen aus den Spitälern der Stadt. Die wahre Zahl könne höher liegen. Mehr als 750 Menschen seien verletzt worden, darunter 36 Zivilisten. Nach Angaben des Uno-Büros zur Koordination humanitärer Angelegenheiten flohen inzwischen 18'000 Menschen vor den Kämpfen südlich von Tripolis.
Haftars Offensive gegen Tripolis
Die Kämpfe flammten auf, nachdem der mächtige General Chalifa Haftar am 4. April seinen Truppen den Vormarsch auf Tripolis befohlen hatte. Die Kontrolle über Tripolis hat bislang die international anerkannte Einheitsregierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch.
Der General unterstützt eine Gegenregierung im Osten Libyens. Neben den Gefechten am Boden fliegen beide Seiten täglich Luftangriffe. Am Sonntag hatten die Regierungstruppen nach eigenen Angaben einen Kampfjet der Haftar-Truppen abgeschossen.
In dem ölreichen nordafrikanischen Land konkurrieren zwei Regierungen um die Macht. General Chalifa Haftar ist mit dem Parlament im Osten des Landes verbunden und kontrolliert mit seiner sogenannten «Libyschen Nationalarmee» grosse Gebiete im Osten und Süden Libyens. Er gilt als mächtigster Gegenspieler von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch. Dieser wird von den Vereinten Nationen unterstützt, hat jedoch kaum Kontrolle über die Hauptstadt Tripolis hinaus.
Angst vor einem neuen Bürgerkrieg
Das ägyptische Staatsfernsehen berichtete von einem Treffen des 75 Jahre alten Generals Haftar mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Kairo. Ägypten gilt neben den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien als Unterstützer Haftars. Al-Sisi betonte bei dem Treffen seine Unterstützung für Haftar und dessen «Kampf gegen Terrorismus und radikale Milizen".
Unter der Parole des Anti-Terror-Kampfes hatte Haftar grosse Teile des Landes unter seine Kontrolle gebracht. International gibt es grosse Bedenken, dass das Land nach 2014 erneut in einen umfassenden Bürgerkrieg abdriften könnte. Das Land kommt seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 nicht zur Ruhe.
Flüchtlinge besonders gefährdet
Die humanitären Uno-Behörden sind besorgt über Migranten und Flüchtlinge in Internierungslagern. Jeder Ausländer, der ohne Aufenthaltsbewilligung aufgegriffen wird, wird in Libyen interniert.
Dazu gehören auch die Menschen, die die Küstenwache bei ihrem Fluchtversuch nach Europa auf dem Mittelmeer abfängt. Das Uno-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) verteilt Wasser und Nahrung sowie Medikamente zur Unterstützung von mehreren Tausend Internierten.
Wegen der vielen Verletzten entsandte die WHO Chirurgen nach Tripolis, um die dortigen Ärzte zu unterstützen. Die Spitäler vor Ort seien wegen der Zerstörungen dringend auf Unterstützung angewiesen, erklärte das UNHCR.
Uno warnt vor Angriffen auf Zivilisten
Trotz internationaler Rufe nach einer Feuerpause gehen die Kämpfe in Libyen unvermindert weiter. Immer mehr Zivilisten geraten in die Schusslinie. International ordnen sich die Fronten.
Die Libyen-Mission der Vereinten Nationen (Unsmil) hat die Kriegsparteien vor Angriffen auf Zivilisten gewarnt. Die Bombardierung von Schulen, Spitälern und zivilen Gebieten sei unter internationalem Recht strengstens verboten, twitterte die Mission am Sonntag. Verstösse würden dokumentiert und an den Uno-Sicherheitsrat und den Internationalen Strafgerichtshof weitergeleitet.
In den vergangenen Tagen hatte es auch mehrfach Berichte über Angriffe auf medizinisches Personal und Ersthelfer in Libyen gegeben.
Friedenskonferenz abgesagt
Al-Sarradsch äusserte am Sonntag sein Bedauern über die neuerlichen Kämpfe. «Wir hatten gehofft, heute an einer nationalen Konferenz teilzunehmen, die die Libyer zum Dialog über Wege aus der Krise gebracht hätte», sagte der Regierungschef. «Aber eine Partei versucht, das Land in den Krieg zu stürzen.»
Am Wochenende hätte eine nationale Versöhnungskonferenz in der Stadt Ghadames unter Vermittlung der Vereinten Nationen stattfinden sollen. Die Konferenz wurde mehr als eineinhalb Jahre vorbereitet, um alle Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Aufgrund der neuerlichen Kämpfe hatte Uno-Sondervermittler Ghassan Salamé die Konferenz auf unbestimmte Zeit verschoben.
Der Kampf sei nicht zwischen Ost und West in Libyen, wie einige behaupteten, sagte al-Sarradsch weiter. «Er wird von Einzelnen aus Machtbesessenheit geführt.»
(SDA)