Bei ihrem Besuch in einem Flüchtlingslager im texanischen McAllen schockte First Lady Melania Trump (48) am Donnerstag mit folgender Jackenaufschrift: «I don't really care. Do u?» Übersetzt: «Das ist mir völlig egal. Und dir?» (BLICK berichtete)
Ein Schlag ins Gesicht für die Kinder und ihre Familien, die seit April in Folge der Nulltoleranz-Politik an der US-Grenze getrennt wurden. Melanias Sprecherin dementierte schnell: Es sei «nur eine Jacke», keine politische Botschaft. US-Präsident Donald Trump (72) schien andere Informationen zu haben. Der behauptete: Der Spruch richtet sich an die Medien.
«Die Message war für Donald Trump»
Doch es könnte auch etwas ganz anderes dahinterstecken: eine Botschaft an den US-Präsidenten selbst. Das zumindest vermuten Kommunikationsprofis.
«Melania Trump ist keine Frau, die sich gedankenlos ‹just a jacket› überwirft. Sie ist ein Profi, weiss genau, wann sie sich wie präsentiert. Bei ihr ist jedes Outfit eine Message», sagt die Kommunikationstrainerin und ehemalige SRF-Moderatorin Christine Maier (53) zu BLICK. «Spätestens seit ‹House of Cards› wissen wir, wozu First Ladies fähig sind, wenn ihnen der Kerl zu Hause wieder mal richtig auf den Keks geht.» Maiers Vermutung: «Die Message war für den Göttergatten bestimmt.»
Auch Martin Arnold, der Schweizer Politiker in Sachen Stil und Auftreten berät, glaubt, dass die Skandal-Jacke kein Zufall war. «Melania Trump ist cleverer, als man annimmt. Und sie schaut sehr genau, was sie wann anzieht. Die Botschaft ist sicher nicht an die Flüchtlingskinder gerichtet.» An wen aber dann, könne er nicht sagen. Nur so viel: «Auf jeden Fall hat sie es geschafft, mit einer Billigjacke eine Diskussion in Schwung zu bringen.»
Kleider wie Melanias Jacke senden immer eine Botschaft
Wer wie die First Lady als politische Person in der Öffentlichkeit steht, muss sich bewusst sein, dass Kleider immer eine gewisse Botschaft aussenden. Und das ist sogar wissenschaftlich belegt.
Im Frühling veröffentlichten Forscher der Universität Bern eine Studie darüber, wie Politiker mit ihrer Kleidung Statements setzen. Kleidung, so der Politologe Alexander Arens, gebe nicht nur Auskunft über den persönlichen Geschmack, sondern repräsentiere auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Ständeräte kleiden sich ausnahmslos chic – mit dunklem Anzug, schlichter Krawatte, dezenter Anstecknadel. Nationalräte treten lockerer auf, da können es auch mal Hemd und Pullover sein.
Ist es zu elegant oder zu lässig, wirkt das schnell verdächtig. Es passt schlicht nicht ins Bild, das die Öffentlichkeit von einer politischen Person hat. Das bekam Melania Trump schon zu spüren, als sie nach dem verheerenden Hurrikan Harvey in Texas vom vergangenen August auf High Heels ins Katastrophengebiet reiste. Die Bilder vom Abflug in den hohen Hacken gingen viral – vor Ort tauschte sie sie schnell gegen passendere Sneakers.
Der Rolle gerecht werden, ohne aufzufallen
Dabei sollte man gerade in solchen Situationen nicht zu sehr auffallen, findet SRF-Chefstylistin Tatjana Kotoric (41). «Die Kunst und auch Schwierigkeit ist es in so einem Moment, Kleider so zu wählen, dass nicht sie im Mittelpunkt stehen, sondern der Besuch», kommentiert sie die Skandal-Jacke beim Besuch im Flüchtlingslager. «Das gelingt zum Beispiel Angelina Jolie immer sehr gut. Sie wählt meistens sehr schlichte Kleider, die für wenig Aufregung sorgen.»
Kotoric ist für die strategische Positionierung, den Einkauf und die Einkleidung aller SRF-Moderatoren zuständig. Dort gilt ein strenger Dresscode, der sich zuletzt etwas gelockert hat. Und: Er wird situationsbezogen angepasst. Ein Auslandkorrespondent im Kriegsgebiet muss darum keinen Anzug tragen. Schliesslich soll er seiner Rolle gerecht werden, ohne zu sehr aufzufallen – da ist ein schlichtes Hemd oft passender.
Vor den Kindern trug Melania die Jacke nicht
Melania Trump hat zwar keinen direkten Dresscode, als Ex-Model aber durchaus ein gutes Gespür für Mode. Meist ist sie elegant, ein wenig ladylike angezogen. Und vor allem eins: ziemlich teuer.
Die Jacke mit dem markigen Spruch fällt darum doppelt aus dem Rahmen. Sie stammt aus der Zara-Kollektion von 2016, kostet nur bescheidene 39 US-Dollar. Neben dem Spruch also ein weiteres Statement, das die First Lady damit bei ihrem unangekündigten Besuch im Flüchtlingslager setzte.
Gut möglich also, dass es ihr tatsächlich um die humanitäre Situation an der Grenze ging. Sie habe ihre Mitarbeiter gebeten, den Trip nach McAllen zu organisieren, nachdem sie Fotos und Audioaufnahmen aus den Lagern gesehen und gehört habe, erzählt ihre Sprecherin.
Auf Twitter bedankte sich Melania anschliessend für den eindrücklichen Besuch. Ihre Fotos zeigen: Vor den Kindern trug sie die Jacke nicht.