In der Regel sind sportliche Grossveranstaltungen für den jeweiligen Austragungsort ein richtiges Highlight. Die Menschen freuen sich, ausländische Gäste und Sportler zu empfangen und ihnen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten. In Paris, wo am 26. Juli 2024 die Olympischen Sommerspiele starten, ist die Stimmung jedoch gedrückt.
Auf der Social-Media-Plattform Tiktok werden derzeit mehrere Videos geteilt, in denen junge Pariser ihre Zuschauer dazu aufrufen, nächsten Sommer nicht nach Paris zu reisen. «Kommt nicht. Storniert eure Flüge, storniert eure Tickets, storniert eure Airbnbs. Kommt nicht», sagt eine junge Frau. «Sogar als Pariserin werde ich die Stadt dann verlassen.»
Inflation und Armut beschäftigen die Menschen
Sie ist bei weitem nicht die Einzige. Gibt man auf Tiktok «Paris 2024» ein, erscheinen Dutzende Videos. Der gemeinsame Konsens: Paris ist nicht bereit dafür, eine solche Veranstaltung abzuhalten. «Unser ÖV-System ist auch so schon am Anschlag. Wie sollen 16 Millionen Menschen von A nach B transportiert werden?», fragt sich eine weitere Userin.
Hinzu kommt: Die regionale Verkehrsbehörde plante, die U-Bahn-Tarife während der Spiele um fast das Doppelte zu erhöhen. Das Bürgermeisteramt forderte die Betriebe vergangene Woche zwar auf, dies zu unterlassen, viele befürchten aber dennoch einen markanten Preisanstieg. Ursprünglich hatte Paris angekündigt, den Zuschauern kostenlose Transportmöglichkeiten zu gewährleisten, doch das Organisationskomitee liess diesen Plan bei der Überarbeitung des Budgets fallen.
«Das ist Angstmacherei»
Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Situation vieler Studenten. Wie diverse französische Medien berichteten, werden anlässlich der Olympischen Spiele mehr als 2000 Studierende ihre Unterkünfte verlassen müssen, da sie für Feuerwehrleute, Pflegepersonal, Ordnungskräfte und Mitglieder der zivilen Sicherheit beschlagnahmt wurden. Dabei sei die Situation für Studenten ohnehin schon schwierig in Paris. «Sie haben kein Geld, um sich am Ende des Monats Essen zu kaufen.»
Es gibt aber auch Gegenstimmen in den sozialen Medien. «Ich unterstütze Menschen, die Missstände anprangern, wie die erhöhte Obdachlosigkeit und beschlagnahmte Studentenwohnungen. Dabei sollte man aber immer bei den Fakten bleiben und den Leuten neutral aufzeigen, was sie erwarten könnte», sagt ein junger Mann in die Kamera. «Man sollte den Menschen keine Schuldgefühle machen.» Schlussendlich sei es die Entscheidung jedes Einzelnen, ob er nach Paris reisen möchte oder nicht. Aber auch er habe sich dazu entschieden, Paris im nächsten Sommer zu verlassen. «Ich bin einfach nicht bereit, die Einschränkungen hinzunehmen, die ein solcher Grossanlass fordert.»