Sie sollen Präsenz zeigen, Deutschland vertreten und die Nato-Verbündeten in Litauen unterstützen. Macht gegenüber Russland demonstrieren. So lautet die Mission der in Litauen stationierten deutschen Soldaten.
Doch nun sind drei Panzergrenadiere nach Hause zurückgeschickt worden. Auch der Rest der Truppe steht im Verruf. Betroffen: knapp 30 Soldaten und Soldatinnen eines Zugs. Es geht um sexuelle Nötigung, rassistische Beleidigungen und Verdacht auf Rechtsextremismus in der Einheit, wie der «Spiegel» berichtet.
Feldjäger mussten Party beenden
Grund für die Aufregung ist eine Party Ende April in einem Hotel. Es wurde getrunken und gefeiert. Die Panzergrenadiere liessen es an ihrem Erholungswochenende ordentlich krachen. So heftig, dass das Hotel am Ende keine andere Möglichkeit sah, als die deutschen Feldjäger – die Militärpolizei – zu rufen.
Die Party war beendet. Doch der Ärger ging damit erst richtig los. Mehrere Soldaten schilderten später, was tatsächlich alles an dem Abend ablief. Unter anderem diese geschmacklose Szene.
Während ein Panzergrenadier einschlief, holte ein anderer Kamerad seinen Penis raus und steckte ihn dem Schlafenden in den Mund. Ein weiterer Soldat dokumentierte den Übergriff mit dem Handy. Offenbar ist dies aber nichts Ungewöhnliches bei der Bundeswehr. Das Verhalten sei auch als «Anpimmeln» bekannt, wie der «Spiegel» berichtet.
Soldatin als Hure beschimpft
Es ist leider nicht der einzige Fehltritt der Einheit. Zuvor sollen die Soldaten am 20. April, dem Geburtstag von Adolf Hitler, ein Ständchen für den toten Diktator gesungen haben. Ein Vorgesetzter wusste offenbar davon, sah es aber nicht als nötig an, den Vorfall zu melden. Auch sollen öfters antisemitische Sprüche im Zug gefallen sein. Dies ist umso gravierender, als in Litauen deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg ganz besonders wüteten. Praktisch die gesamte jüdische Bevölkerung wurde damals umgebracht.
Das ist noch nicht alles. Eine Soldatin der Einheit soll monatelang schikaniert und sexuell belästigt worden sein. Auf ihre Waffe wurde zum Beispiel «Hure» eingeritzt. Ein anderer Soldat mit Migrationshintergrund soll immer wieder rassistisch beleidigt worden sein.
«Es wird mit aller Härte verfolgt werden»
Inzwischen hat sich die Bundesministerin der Verteidigung eingeschaltet. Annegret Kramp-Karrenbauer (58) hat die Vorwürfe scharf kritisiert. «Was immer passiert ist, ist in keiner Weise akzeptabel», sagte sie am Dienstag in Brüssel. «Es wird mit aller Härte verfolgt werden und auch bestraft werden.» Was genau dort im Zuge einer Feier passiert sei, werde im Moment noch aufgeklärt.
Alle Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen, betonte die Ministerin auch im Hinblick darauf, dass Informationen zu dem Vorfall möglicherweise nicht weitergegeben wurden. Mit ihrem litauischen Kollegen werde sie nochmals über die Gesamtsituation sprechen, «weil das für uns ein sehr sensibles Thema ist», sagte Kramp-Karrenbauer. (jmh/AFP)