Es sind Zahlen, die betroffen machen: 2019 hat eine Studie der University of Tasmania ergeben, dass die Strände der Kokosinseln, die zu Australien gehören, mit schätzungsweise 414 Millionen Plastikmüllstücken übersät sind. 238 Tonnen Plastikmüll, darunter 977'000 Schuhe und 373'000 Zahnbürsten, liegen überall herum. Selbst im Dschungel findet man Abfall.
Das Problem wird dadurch verschärft, dass Unmengen Plastikmüll an die Strände angespült werden. Die University of Western Australia kam 2021 in einer Studie zum Schluss, dass die Kokosinseln zu den am stärksten von Strandmüll betroffenen Inseln im Indischen Ozean zählen.
Armee soll bei Müllbeseitigung helfen
Damit nicht genug: Es stapeln sich alte Kühlschränke, Waschmaschinen und Velos auf den Mülldeponien der Inselgruppe. Mehr als 40 Boote, Hunderte kaputte Buggys, Quads und Autos, zehn grosse Lastwagen und sogar ein Bus rosten laut einem Bericht des RedaktionsNetzwerks Deutschland auf den Inseln vor sich hin. Das Ferienparadies wird immer mehr zur Güsel-Hölle. Denn: Es gibt keinen Platz mehr für den ganzen Müll. Dabei sind nur zwei der insgesamt 27 Kokosinseln besiedelt.
«Mit einem Wort, es ist ein Albtraum», sagt Frank Mills, Verwaltungschef der Inselgruppe, im Gespräch mit dem australischen Sender ABC. Aktuell verbrennt man so viel Plastikmüll wie möglich zusammen mit dem restlichen Hausmüll der 600 Inselbewohner.
Um sich des Güsel-Problems zu entledigen, wollen die Kokosinseln künftig auf die australische Armee setzen. Die Militärs wissen, dass die Inseln strategisch günstig gelegen sind und in Zukunft als eine Art australisches Pearl Harbor eine wichtige Rolle in der Verteidigungspolitik spielen könnten.
Experte fordert Umdenken
Aktuell modernisiert die Armee die Hauptlandebahn auf der Hauptinsel West Island. Schiffe transportieren Baumaschinen und Vorräte zu den Inseln. Die Inselbewohner würden die Schiffe nur zu gerne mit ihrem Abfall beladen. Das Militär steht dieser Idee laut ABC nicht abgeneigt gegenüber.
Dem Abfallwirtschaftsexperten Jeff Seadon geht das jedoch nicht weit genug. Er fordert von den Inselbewohnern eine Verhaltensänderung. Die Menschen sollten sich darüber Gedanken machen, was mit einem Produkt passiere, wenn es am Ende seiner Lebensdauer stehe – und das schon, wenn das Produkt auf der Insel ankomme.
Die Kokosinseln liegen mehr als 2000 Kilometer vom australischen Festland entfernt. Das Archipel soll 1609 vom Briten William Keeling (1578–1620) entdeckt worden sein, weshalb die Inseln auch als Keelinginseln bekannt sind.